Charles III : Der deutscheste König von England seit langem?

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. hat nun bereits ihr Sohn als Charles III. die Nachfolge an der Spitze des Vereinigten Königreichs angetreten. Er ist dabei laut seiner Herkunft der wohl deutscheste König, den das britische Königshaus seit langem gesehen hat. Das hat natürlich mit der interessanten Geschichte der Windsors zu tun, die wir hier für einen kurzen Artikel mit ein paar interessanten Details zum Stammbaum der Windsors aufgreifen wollen!

Begräbnis von Prince Philipps Schwester 1937 in Nazi-Deutschland, dargestellt in „The Crown“

Der Vater: Prince Philip Mountbatton, Duke of Edinburgh, geborener Prinz von Griechenland und Dänemark

Wie der folgende Youtube-Clip aus der Serie „The Crown“ schön demonstriert, stammte Charles Vater, Prince Philipp, gebürtig aus dem deutschen Uradel. Sein Vater stammte aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, kurz Haus Glücksburg und seine Mutter war eine gebürtige von Battenberg. Während die Linie der von Battenberg erst im 19. Jahrhundert als Nebenlinie des Hauses Hessen wiederbelebt wurde (Philipps Großvater Ludwig aus dieser Linie von Battenberg wurde 1854 in Graz geboren!), ist das Haus Glücksburg europäischer Uradel. Das deutschstämmige Haus stellt aktuell drei Königsfamilien: Dänemark, Norwegen, sowie Griechenland. Letzteres ist seit 1974 kein regierendes Haus mehr.

Philipp besuchte deshalb auch zeitweise die deutsche Eliteschule Schloss Salem. Erst für seine Vermählung mit der späteren Queen Elizabeth wurde er britischer Staatsbürger und änderte seinen Familiennamen von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg zu Mountbatten. Das neue Haus der Mountbatten-Windsor sollte direkt nach dem zweiten Weltkrieg nicht zu viel deutschen Touch bekommen. „Mountbatten“ ist die britische Version von Philipps mütterlichen Familiennamen Battenberg. Einige der Battenbergs waren nämlich bereits zuvor, angeführt von Philipps Großvater Ludwig, nach Großbritannien gezogen und hatten im Zuge des Ersten Weltkriegs 1917 auf Wunsch des britischen Königs Georg V. ihren Namen ins Englische übertragen lassen: Aus Battenberg wurde Mountbatten. Philipps mütterlicher Großvater Ludwig von Battenberg (*Graz 1854) war von 1912-1914 erster britischer Seelord und damit Oberbefehlshaber der britischen Flotte. Einen Posten, den er bei Kriegsausbruch wegen seiner deutschen Herkunft nach einer Hetzkampagne räumen musste. Winston Churchill drängte damals Ludwig Battenberg zum Rücktritt.

Fazit: Prince Philipp war zu 100% deutscher Herkunft und stammte aus norddeutschem Uradel! Genauer gesagt aus einem Familienzweig, welcher kurz (1863-1922 sowie 1935-1973) Griechenland regiert hatte!

Queen Elizabeth II. (1926-2022)

Die Mutter: Queen Elizabeth aus dem Haus Windsor

Auch die kürzlich verstorbene Queen Elizabeth II. stammt väterlicherseits aus deutschem Uradel, auch wenn der Familienname „Windsor“ dies nicht auf ersten Blick verraten würde. Tatsächlich ist der Name Windsor eine Kreation aus dem Jahr 1917, als der damalige britische König Georg V. es angesichts hunderttausender Kriegstoten im Ersten Weltkrieg als notwendig empfand, diesen zu ändern. Ursprünglich lautete bis 1917 der Familienname der britischen Königsfamilie Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Nachfahren dieses deutschen Hauses aus Sachsen und Bayern regieren heute Belgien und eben das Vereinigte Königreich. König Georg V. exerzierte diesen Bruch 1917 mit seiner deutschen Familie nicht freiwillig: Innenpolitischer Druck zwang ihn dazu, seine deutsche Herkunft zu kaschieren. Verheiratet war Georg V. mit – wie könnte es anders sein – mit der deutschstämmigen Maria von Teck. Der direkte Vater der Queen, König Georg VI., hatte also väterlicherseits sowie mütterlicherseits deutsche Ahnen.

Warum war das britische Königshaus 1917 in der Hand der Familie der von Sachsen-Coburg und Gotha? Das liegt an der Heirat von Königin Victoria (1819-1901), gebürtig aus dem Haus Hannover (!) mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Mit dem Tod Victorias 1901 endete die Regentschaft des Hauses Hannover in Großbritannien (1714-1901) und die von Sachsen-Coburg und Gotha übernahmen in Form ihres Sohnes Edward VII. Vom deutschstämmigen Haus Hannover ging das Szepter durch diese Heirat an das deutschstämmige Haus Sachsen-Coburg-Gotha über. Die Hannoveraner hatten 1714 vom letzten britischen Königshaus der Stuarts übernommen, nachdem durch den Act of Settlement das britische Parlament 56 katholische potentielle Erben aus der Thronfolge ausgeschlossen hatte und stattdessen eine Delegation nach Hannover schickte, um Herzog Georg, Kurfürst von Hannover sowie Erzschatzmeisters des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, die britische Krone erfolgreich anzutragen.

Fazit: Auch Queen Elizabeth II. stammt aus deutschem Uradel und zwar aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha, beziehungsweise wenn man weiter zurückgeht aus dem zuvor regierenden Haus Hannover (bis 1901). Sie, wie auch ihre Gatte Prinz Philipp haben mit Königin Victoria I. sogar eine gemeinsame Ururgroßmutter.

Fazit

Der aktuelle König Charles III. stammt also von mehreren deutschen Adelsfamilien ab, die ihren Namen in zwei Fällen, aufgrund politischen Drucks, eine englische Form geben mussten. Von seiner Herkunft ist Charles also definitiv zu 75% deutscher Herkunft. Nur seine Großmutter Elizabeth Bowes-Lyon (Queen Mum) stammte aus der schottischen Adelsfamilie der Earls of Strathmore and Kinghorne ab und ließ dies seinen Vater Prince Philipp ständig spüren. Indem sie ihn als „Deutschen“ lange verachtete. Obwohl der Rest der Windsors ein Konglomerat mehrerer deutscher Adelsfamilien waren.

Der amerikanische Comedian und Talkmaster Bill Maher spottete einmal über die britischen Royals daher nicht zu unrecht:

Ich mag die Royal Family nicht einmal. Erstens sind diese nicht einmal britisch sondern deutsch. Ernsthaft. Deren Name ist Sachsen-Coburg und die haben den einfach zu Windsor gewechselt. Sie haben einfach den Namen gewechselt.

https://www.youtube.com/watch?v=faPoezk2IbE

Die Sachsen-Coburg und Gotha und nun Mountbatton (aka Battenberg) – Windsors sind also Meister im Namenwechsel und Rebranding, wie man heute so schön sagt. Sie haben damit zwei Weltkriege und unzählige Krisen überstanden und regieren das Vereinigte Königreich mit dem bereits dritten Familiennamen seit 1901. Offiziell heißen sie zwar immer noch Windsor, aber die Nachkommen der direkten Königsfamilie führen den Namen Mountbatton-Windsor, SOFERN sie nicht die Titel His bzw. Her Royal Highness oder Prince bzw. Princess tragen. Die regierende Spitze des Hauses heißt also Windsor und deren nicht regierenden Nachkommen dann Mountbatton-Windsor. Einer der sich darüber ziemlich ärgerte war Prince Philipp, der klagte:

Ich bin der einzige Mann im Land, der seinen Namen nicht an seine eigenen Kinder weitergeben darf.

Prince Philipp, Vater des aktuellen Königs Charles III., Quelle: Brandreth: Philip and Elizabeth: Portrait of a Marriage, S. 223–238; Pimlott: The Queen: Elizabeth II and the Monarchy, S. 183–185.

Alles nur, weil die Briten von einer deutschen Adelsfamilie regiert werden, die aber partout nicht so heißen soll. Einfach kurios!

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