Ein wichtiges Thema progressiver Politiker ist die Frauenquote: Diese soll in ganz vielen Bereichen angehoben werden. Mehr Frauen sollen künftig wichtige Positionen ausüben und dort Männer ersetzen und somit die Gesellschaft besser abbilden. Die historisch bedingt marginalere Position der Frauen soll auf einen Schlag korrigiert werden. Kritiker werfen den Unterstützern dieser Idee dagegen vor, Quoten vor Kompetenz zu stellen. Jüngst titelte etwa der linksliberale Standard folgendes:
Druck auf Beratungen: Mandanten fordern mehr Frauen in ihren Kanzleien
https://www.derstandard.at/story/2000139260938/druck-auf-beratungen-mandanten-fordern-mehr-frauen-in-ihren-kanzleien
Es sollen also mehr Frauen in Österreich Anwältinnen werden, zumindest wenn es nach der Corporate Policy einiger großen Firmen geht, die sich dieses Ziel für „ihre“ Kanzlei so wünschen. Sie führen eine Frauenquote als Teil der Ausschreibung von Aufträgen und können somit Änderungen erzwingen.
Auch die Grünen griffen dieses Thema gerade wieder einmal auf und forderten vor kurzem eine Frauenquote in den Chefetagen: Diese soll gesetzlich verordnet werden, zumindest in den Chefetagen börsennotierter österreichischer Unternehmen. Unabhängig übrigens davon, wie hoch der Anteil von Mitarbeiterinnen in besagten Unternehmen ist. Nehmen wir beispielsweise den größten Stahlkonzern die Voestalpine AG: Bei einem Frauenanteil von konzernweit knapp 15% (Stand 2020) sollen laut grünem Vorschlag nun 30% der Vorstände weiblich sein. Warum? Diverse Teams seien soviel besser – sagen die Grünen.
Wie man sieht, gibt es also Grund genug, sich mit dem Thema Frauenquote einmal adequat auseinanderzusetzen. Warum gibt es so wenige Anwältinnen und Stahl-Managerinnen? Brauchen wir die Frauenquote, oder läuft in unserer Gesellschaft gerade etwas falsch, wenn legalisierte Diskriminierung von Männern forciert wird?
Der Diversitäts-Trend
Die progressiven Vordenker unserer Zeit, die unseren neuen Mainstream diktieren, forcieren seit geraumer Zeit die Idee von der „guten Diversität“ . Diversität gehe über alles und sei uneingeschränkt positiv. Sie wird als kritikloses Mantra verbreitet und von unzähligen Leuten heute nachgeplappert, ohne dieses Konzept kritisch zu hinterfragen. Diversität um der Diversität willen funktioniert nämlich nicht überall – man sehe etwa in den Libanon oder nach Bosnien. Da wird jede politische Position divers nach Religionen besetzt und das System ist starr, korrupt und funktionsunfähig. Zudem wird es innerhalb diverser Gruppen immer solche geben, welche die Idee der Diversität im eigenen Sinne untergraben und sie als Ausrede verwenden, sich nicht integrieren zu müssen. Nicht nur Islamisten sind dafür ein Paradebeispiel, sondern auch jede andere kulturelle Parallelgesellschaft im Westen .
Wenig Substanz hat das Mantra von der wirtschaftlichen Notwendigkeit der Diversität. Dass nämlich fast alle essentiellen Erfindungen, Entdeckungen, Ideen zu Demokratie und Wirtschaftssystem der letzten 200 Jahre von weißen Männern ganz undivers erdacht wurden, fällt in dieser geschichtsvergessenen Debatte gerne zusätzlich unter den Tisch. Auch die großen amerikanischen Techkonzerne sind ja Produkte eines weißen nerdigen Boyklubs, der erst divers wurde als es darum ging globale Märkte zu erobern.
Zu wenig Anwältinnen in Österreich
In Österreichs Anwaltskanzleien finden sich trotz weiblicher Überschüsse bei den Absolventen und einer Parität bei den Anwärterinnen und Anwärtern immer noch wenige Frauen. Ein Grund dafür liegt natürlich in der historischen Entwicklung und ist deshalb keine systemische Ungerechtigkeit per se, zumindest in der Gegenwart. Die Anwaltei war traditionell immer männlich dominiert und daran ändert sich erst seit wenigen Jahren etwas. Es gab in der Vergangenheit weit mehr Absolventen als Absolventinnen und die sich seit einigen Jahren umkehrenden Trends bei den Absolventenzahlen werden sich naturgemäß erst in der Zukunft bemerkbar machen.
Ein weiterer Grund für die geringe Frauenanzahl ist die mangelnde zeitliche Flexibilität des Anwaltsberufs per se, welche sich mit einer Familie oft einfach nicht gut vereinbaren lässt. Dass von einem jungen Anwaltsanwärter erwartet wird, 10 oder mehr Stunden am Tag in der Kanzlei zu arbeiten, finden offenbar nicht viele junge Anwärterinnnen attraktiv. Das sieht man an den Bewerberzahlen, denn damit würde kurz- und mittelfristig eventuell eine Reduzierung der sozialen Kontakte sowie ein Verzicht auf Familienplanung einhergehen.
Viele Jus-Absolventinnen wechseln deshalb wohl lieber in die ruhigere staatliche Verwaltung oder in die Privatwirtschaft zu Unternehmen, wo es in der Regel weit bessere Arbeitszeiten gibt als in den Kanzleien. Wer hat schon freiwillig Lust auf 80-90 Stunden Arbeit die Woche, wenn ihre Vorbilder, die weibliche Generation vor ihnen, sich das Mühsal auch eher erspart hat? Man kann als Jus-Absolventin ja auch andere Jobs in der Justiz anstreben, die etwa beim Staat angelehnt sind. Dies ist wohl auch der Grund warum der Frauenanteil in der Justiz bereits jetzt bei über 50% liegt und bald sogar die 2/3 Grenze überschreiten wird. Das Justizministerium titelte dazu stolz:
Der Blick auf die österreichische Justiz zeigt, dass in vielen Bereichen bereits jetzt überwiegend Frauen tätig sind. So liegt der Frauenanteil bei den RichterInnen derzeit bei etwa 57 %, im richterlichen Nachwuchs sind es sogar 65% und im Bereich der Staatsanwaltschaften über 52%.
https://www.bmj.gv.at/ministerium/aktuelle-meldungen/Diversit%C3%A4t-st%C3%A4rkt-die-Justiz.html
Es gibt also viele sehr wichtige Bereiche im Rechtswesen (Richter, Staatsanwälte, Justizverwaltung), wo Frauen bereits heute eine Mehrheit der Mitarbeiterinnen stellen.
Aber ist das nun eine faire Entwicklung? Wenn wir etwa das Exempel der Quote bei Anwältinnen hernehmen: Haben Männer nicht ebenso ein Anrecht mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ihr Anliegen bei einer Scheidung einem Geschlechtsgenossen vorzutragen? Wo beginnt die Gleichbehandlung und wo endet diese? Interessant bei der Debatte um die „Quotenanwältinnen“ ist zudem, dass diese wohl deshalb eingefordert wird, weil es sich dabei schlicht gesagt um einen gut bezahlten renommierten white-collar-Job handelt. Eine Quote bei der Müllabfuhr, bei Kanalreinigern, Maschinenbauern oder Soldaten ist zumindest bisher noch kein Thema.
Frauenquote in der Politik: Der Fall CDU
Ich bin froh, dass ich keine Quotenfrau bin, und ich möchte auch keine sein!
Wiebke Winter, Chefin der Jungen Union Bremen
In Deutschland versuchen linke Qualitätsmedien seit Jahren die einst konservative CDU zur Einführung einer Frauenquote zu pushen, denn sie wissen genau, dass zur endgültigen Durchsetzung ihrer sozialpolitischen Agenda auch die Konservativen ins Boot geholt werden müssen. Deshalb war der SPIEGEL dann in einem kürzlichen Artikel auch richtig verärgert über die Junge Union, dem Parteinachwuchs,die sich erdreistete, nicht für die Frauenquote zu sein. Die CDU hingegen apportierte den Vorschlag von SPIEGEL und Co. und beschloss auf ihrem jüngsten Parteitag eine „abgestufte Frauenquote“. Der Vorschlag von Parteichef Friedrich Merz sieht folgendes vor:
Ab kommenden Jahr müssen bei Vorständen der CDU ab Kreisebene ein Drittel der Posten mit Frauen besetzt werden. Bis Mitte 2025 soll sich die Frauenquote auf 50 Prozent erhöhen.
https://www.merkur.de/leben/karriere/frauenquote-cdu-reaktionen-internet-qualifikation-quotenfrau-twitter-gleichstellung-quote-zr-91783822.html
In der CDU gibt es eine Mehrheit an männlichen Mitgliedern, wie übrigens in allen Parteien Deutschlands. Bei einem gegenwärtigen Mitgliederanteil von 26,5 % Frauen (Stand 2019) müssen nun in 3 Jahren 50% der Führungsposten weiblich besetzt werden. Die Chance von politisch engagierten Frauen, Karriere in der CDU zu machen ist also künftig doppelt so hoch wie die von politisch engagierten Männern. Viele Kreisverbände werden nun Frauen überreden Ämter anzustreben und dafür erfahrene Männer en-masse hinauswerfen müssen.
Die Trendumkehr im Schulsystem: Werden Männer diskriminiert?
Heute sind an die 60% der Maturanten und rund 60% der Universitätsabsolventen Frauen. Setzen sich diese Trends in den nächsten Jahrzehnten fort, dann werden wir wohl (wie bei vielen Quoten-Berufen) in Zukunft feststellen müssen, dass Männer in diesem System strukturell diskriminiert werden. Frauen kommen ja tatsächlich laut vielen Studien mit der Konformität des Regelschulssystems besser zurecht als Männer, die hier in Relation oft lieber ausbrechen. In einigen Jahren würde zur positiven Diskriminierung der Frauen dann wohl auch eine der Männer kommen müssen und zwar solange bis nicht mehr nach Leistung, sondern Parität besetzt wird.
Würden wir aber, wie bisher, rein der Statistik ihren Lauf lassen, wäre diese Entwicklung natürlich viel entspannter. Studieren mehr Frauen, gibt es mehr studierte Frauen und in der Folge mehr Akademikerinnen, die sich ihren Platz am Arbeitsmarkt damit erarbeiten. Die Realität heute ist aber leider nicht so. Als etwa beim Medizinaufnahmetest an der MedUni Wien die männlichen Bewerber überdurchschnittlich mehr Aufnahmen schafften als die weiblichen Kandidatinnen, löste dies einen Aufschrei aus. Der Test, so gelobte die Meduni, würde künftig überarbeitet werden. Seit Jahren haben wir deshalb Jahr für Jahr folgende Headlines:
Frauen bei Medizinaufnahmetest bevorzugt
https://wien.orf.at/v2/news/stories/2524886/index.html
Medizin-Uni Wien: Frauen werden bei Aufnahmetest milder beurteilt
https://www.derstandard.at/story/1331207289145/medizin-uni-wien-frauen-werden-bei-aufnahmetest-milder-beurteilt
Gender-Gap beim Medizin-Aufnahmetest heuer etwas kleiner
https://www.derstandard.at/story/2000084897819/gender-gap-beim-medizin-aufnahmetest-heuer-etwas-kleiner
Medizin-Aufnahmetest: Männer sind erfolgreicher als Frauen
https://www.diepresse.com/5265904/medizin-aufnahmetest-maenner-sind-erfolgreicher-als-frauen
Gegenlogik wider der Frauenquote
Erwerbstätige verteilen sich auf unzählige unterschiedliche Berufe. Es ist zum Beispiel heutzutage normal, dass Frauen in einzelnen Bereichen wie Baugewerbe oder in Anwaltskanzleien unterrepräsentiert sind, während sie andererseits in Schulen als Lehrkräfte massiv überrepräsentiert sind. Da mit der weiblichen Mehrheit an Uniabsolventen mittel- bis langfristig auch das Gehalt der Frauen in der Gesellschaft massiv anwächst, tauchen die Frauenquoten daher in der Regel nur in prestigeträchtigen Positionen als politische PR-auf. Niemand fordert etwa – trotz hohem Verdienst – eine Frauenquote bei Baufirmen.
Desweiteren sei den Quotenfreunden in unserer progressiven Gesellschaft auch eines nahegelegt: Nachdem dieselben linksliberalen Politiker, die in der Regel Frauenquoten forcieren, behaupten, ein Geschlecht sei lediglich ein soziales Konstrukt , sollte sich das Quoten-Problem ja leicht lösen lassen. Männer, die künftig etwa auf Universitäten oder in Anwaltskanzleien Quotenjobs bekommen wollen, könnten sich einfach geschlechtlich deklarieren, wie es gerade passt. Dasselbe gilt natürlich auch für Frauen.
Aber Spaß beiseite. Berufliche Kompetenz sollte immer eine Quotenregelung schlagen. Es wird wohl klare Gründe geben, warum Frauen in der Regel mehr soziale Berufe anstreben und Männer dagegen mehr white-collar-jobs wollen. Die Frauen schaffen jedenfalls ihren Durchmarsch durch die Institutionen in die gut bezahlten Jobs bisher ganz gut ohne eine Quote. Die akademische Zukunft ist zweifelsohne stark weiblich und so werden es wohl die nächsten Generationen von Anwältinnen, Richterinnen, Managerinnen et cetera. sein.
Fazit
Berücksichtigt man historische Entwicklungen, wie etwa den geringen Anteil an Frauen bei Universitätsabgängern früher und stellt diesen in Relation zu heute, wo Frauen in vielen Fächern eine Mehrheit der Absolventen stellen, dann wird man zum Schluss kommen, dass sich das Quotenproblem von selbst lösen wird. Es gilt das alte Gleichnis von Angebot und Nachfrage. Dieses wird die Frauenquote früher oder später obsolet machen. Abgesehen davon sind Frauen und Männer unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche an Arbeitsplätze. Deshalb sind in Österreich heute Frauen eben eine Mehrheit bei Richtern und Staatsanwälten, bei Anwälten dagegen aber eine Minderheit.
Eine Gesellschaft auf Quoten aufzubauen führt irgendwann in eine Libanonisierung, wo dann Posten nicht mehr mit den besten verfügbaren Arbeitskräften besetzt werden, sondern mit den gesetzlich oder unternehmerisch vorgeschriebenen. Dies reduziert in der Folge die berufliche Kompetenz und schließt fähige Personen unnötig aus. Wenn etwa eine Branche unterdurchschnittlich von einem Geschlecht bearbeitet wird, wir aber eine 50%-Quote bei den Führungskräften anstreben, dann hat eines der beiden Geschlechter einen Vorteil und eines einen Nachteil. Es wird also für das quotenmäßig geförderte Geschlecht leichter „nach oben“ zu kommen als für das diskriminierte dominierende Geschlecht, ganz einfach weil es wenig gleichgeschlechtliche Konkurrenz gibt.
Zudem führt die Frauenquote direkt zur nächsten Quotenregelung und zwar jener nach Herkunft oder ethnischen Hintergrund, wie uns die woken Eliten der USA oder Großbritannien ständig demonstrieren. Eliteuniversitäten wie Harvard dürfen längst nicht mehr die besten Bewerber aufnehmen, sondern nur die besten Bewerber aufgeteilt nach ethnischen Quoten, weshalb weiße Europäer dort längst nicht mehr so stark vertreten sind, wie es ihrem Bevölkerungsanteil und auch der Bewerberdichte entsprechen würde. Eine durchwegs implementierte Frauenquote würde also unsere woken Eliten möglicherweise auch dazu anregen, auch nach Herkunft zu diskriminieren.
Es bleibt das interessante Fazit, dass Diskriminierung zwar gesetzlich verboten ist, aber nun durch die Hintertüre der „positiven Diskriminierung“ wieder eingeführt wird. Der „weiße Mann“ scheint als Feindbild ja ganz okay zu sein. Frauenförderung ist nämlich eine Sache, Diskriminierung durch Quoten aber eine andere!
Links & Quellen
Sophie Garbe, Florian Gathmann (24.09.2022): Verein der Segelschuhjungs. In: „Der Spiegel“ vom 24.09.2022: S. 34f.
https://reports.voestalpine.com/2020/cr-bericht/mitarbeiter/gleichstellung-und-diversitaet.html
2 thoughts on “Frauenquote: 2022 eine Notwendigkeit oder legalisierte Diskriminierung?”
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