In den letzten Tagen hat sich eine höchst interessante mediale Entwicklung in Österreich ergeben, die eigentlich ihresgleichen sucht. Medial wohlwollend vom linksliberalen Mainstream begleitet wurde der Kinofilm „Projekt Ballhausplatz“, schon seit Wochen und Monaten angekündigt und beworben. Der Film stellt die Karriere des Sebastian Kurz aus einer linksliberalen Perspektive dar und verzichtet weitestgehend auf ein diverses Meinungsbild. Die Intention der Filmmacher um Direktor Kurt Langbein kann man in einem Satz zusammenfassen: Sebastian Kurz soll als das personifizierte innenpolitische Böse dargestellt werden. Doch nun die Überraschung – plötzlich taucht medial ein zweiter Kinofilm auf, nämlich : KURZ – der Film.
Dieser zweite Kurz – Film ist wohl DER mediale Marketing Coup des Jahres 2023 in Österreich und kommt zudem auch noch kurz vor „Projekt Ballhausplatz“ in die Kinos. Warum das ein solcher Coup ist, werden wir in diesem Artikel etwas genauer erläutern und dabei die Strategie der Medien diskutieren und wie diese öffentliche Meinungen effektiv formen können.
Meinungsbildung per Fernsehen, Film und Politsatire
Das Fernsehen und natürlich auch das Kino eignen sich wunderbar (etwa unter dem Deckmantel der Satire oder ganz klassisch in Dokumentationen) dazu, politische Meinungen auszuformen und zu beeinflussen. Nichts hat das besser demonstriert als die deutsche Satire-Sendung ZDF Magazin Royale. Auch wenn das ZDF Magazin schon häufig für tendenziöse Beiträge in der Kritik stand, nehmen viele Menschen die Produktionen dieses Satire-Nachrichten-Magazins gerne für bare Münze. Die Tageszeitung „Welt“ hat die Masche des Böhmermann-Teams dabei folgendermaßen charakterisiert:
ZDF-Mann Jan Böhmermann hat einen Trick zur Perfektion gebracht: Andersdenkende als Feinde zu markieren unter dem Vorwand, es gehe ja um die gute Sache. Beim Thema Transgender wendet er diese Masche auf Frauen an, die er gezielt entmenschlicht.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus245370890/Jan-Boehmermann-Die-frauenfeindliche-Kampagne-im-ZDF-Magazin-Royale.html
Es wird also dramatisiert, gerne einseitig dargestellt und bei Bedarfsfall offenbar auch polemisiert ! Nicht anders verlief es bei Böhmermanns Beitrag über Sebastian Kurz. Diesem wurde von Böhmermann im Beitrag unterstellt, er habe in Österreich eine „türkise Autokratie“ errichten wollen. Schon ziemlich abwertend urteilt Böhmermann „satirisch“ wie folgt:
„Kann das sein, gaslightet der kleine, liebe Bundeskanzler Sebastian Kurz die Republik Österreich von einer liberalen Demokratie in eine türkise Autokratie?“ So fasst Böhmermann das Generalthema der Sendung auf. Auf dem Weg zur Autokratie gelte es, Parlament, Medien, Regierung und Justiz im eigenen Sinne umzubauen – und Böhmermann findet für all diese Bereiche Beispiele.
https://www.derstandard.at/story/2000126493867/tuerkise-autokratie-jan-boehmermann-betet-fuer-oesterreich-und-fuer-sebastiankurz
Böhmermanns Sendung kann natürlich – nicht zuletzt unter dem Satireaspekt – jede Meinung vertreten, die einem einfällt. In der öffentlichen Meinung wird das dann aber oft 1:1 als seriöse Nachricht wahrgenommen und auch geglaubt. Im direkten Bekanntenkreis des Autors dieses Artikels war es nicht anders! Es blieb eine Message kleben: Kurz wollte eine türkise Autokratie errichten, was -und davon kann man wohl ausgehen – natürlich völliger Blödsinn und ein totales Hirngespinst einiger weniger Menschen in der „Wiener Blase“ ist. Auf dieser Message, von Austrotwitter gerne tausendfach wiederholt, baut nun aber auch der neue „Projekt Ballhausplatz“-Film auf.
Projekt Ballhausplatz
Der Film Projekt Ballhausplatz ist ein Werk des Regisseurs Kurt Langbein, der bereits Filme wie „Der Bauer und der Bobo“ (mit Florian Klenk) produziert hat. Thema: Woke Wiener Blase und Landvolk finden zusammen. Der Film „Projekt Ballhausplatz“ ist laut erster Rezensionen, wie etwa jener der „Presse“ , nicht gerade ein Meisterstück der politischen Ausgewogenheit. Warum man den Film ziemlich kritisch sehen sollte, demonstrieren folgende Punkte:
- Sebastian Kurz wird vom NEOS-Abgeordneten Helmut Brandstätter unwidersprochen als „junger Führer“ bezeichnet, der das Land „an den Rand der Demokratie“ geführt habe“
- Kurz vermeintliches Desinteresse am Parlament wird von Matthias Strolz mit dem Ende der Ersten Republik verglichen (also quasi vor der austrofaschistischen Diktatur) ! Zudem behauptete Strolz, dass bei Kurz so wie auch bei Putin und Orban die Lüge das Standardinstrument der Politik gewesen sei“. Zwei ziemlich haarsträubende Vergleiche !
- Differenzierte Gegenstimmen zum Kurz Bashing kommen nicht vor. Niemand verteidigt Kurz. Dieser selbst wurde zwar angefragt, wollte dann aber keinen Beitrag zum Film leisten, was Langbein offenbar auch nicht wirklich gestört hat. Zitat des Regisseurs: „Ich habe nach prononciert kritischen Wegbegleitern gesucht.“ Auf die Frage ob der Film einseitig ist, sagt der Regisseur: „Klar“
- Interviewt wurden zudem fast nur NEOS und SPÖ-Politiker sowie Journalisten vom Falter und Gudenus. Also allesamt Leute, die vergangene politische Gegner von Kurz waren und von denen naturgemäß kein objektives Urteil zu erwarten sein darf.
- Die Bildsprache: Die Doku beginnt hämisch mit dem Geilomobil und dann wird ein Hummer-Fahrzeug stellvertretend dafür Stück für Stück zerlegt, um zu dokumentieren, wie sehr „die linke Analyse “ Kurz mit der Doku entlarvt und „zerlegt hat“. Gefertigt wird parallel dazu dann Stacheldraht, weil der „symbolisch für den Rechtspopulismus und für die Politik der brutalen (!) Gewalt gehen Zuwanderung stehe“. Ein ebenso ziemlich polemischer Vergleich.
- Weiterer O-Ton: Kurz sei „nach Verschwörung und Putsch“ an die Macht gekommen. Zwei große demokratische Wahlsiege werden hier also einfach verbal entwertet.
KURZ – der Film
Anders als in „Projekt Ballhausplatz“ hat Altkanzler Sebastian Kurz in „KURZ – der Film“ ausreichend Gelegenheit, selbst zu reflektieren und den Kritikern (Strolz, Krisper, Kern) seine eigene Ansicht gegenüberzustellen. Dazu kommen politische Weggefährten wie Elisabeth Köstinger, Michael Spindelegger, Wolfgang Schüssel und Andreas Kohl mit ihren Einschätzungen. Es wird also ein breiteres Bild gezeichnet als in „Projekt Ballhausplatz“. Da wie dort gibt es die Kritiker Strolz, Krisper et cetera, aber nur bei „KURZ – der Film“ gibt es zusätzlich auch die Ansicht des Altkanzlers und seiner Weggefährten. Kurz weist übrigens die Idee zurück, dass „KURZ – der Film“ ein bewusstes Gegenprojekt ist, auch wenn alles daraufhin deutet. Regisseur ist Sascha Köllnreitner, finanziert wurde von der deutschen Firma Opus-R.
Inhaltlich soll die Dokumentation in 95 Minuten die Facetten des politischen Werdegangs von Sebastian Kurz mit allen Höhen und Tiefen bis hin zum Abschied von der politischen Bühne beleuchten. Bemerkenswert ist in welcher Diskretion das ganze Projekt aufgezogen wurde ! Dabei wurde auch auf jeden Antrag für öffentliche Gelder verzichtet, weil sonst die Existenz des Films in Wien wohl publik geworden wäre.
Fazit
Egal ob Sebastian Kurz nun den Konkurrenzfilm „KURZ – der Film“ initiiert, finanziert oder-abgesehen von Interviews- nichts damit zu tun hat (wie er selbst einräumt), es bleibt ein Fazit: Es wurde medial im Sinne der Pluralität und einer breiten Meinungsbildung alles richtig gemacht ! Der Film „Projekt Ballhausplatz“ versuchte ja Kurz ganz offensichtlich ziemlich einseitig und unwidersprochen als Möchtegernautokrat abzustempeln und das wäre in Österreich auch ganz und gar gelungen, wenn kein Gegennarrativ dazu in den Kinos platziert worden wäre ! Unwidersprochen wären wohl viele Kino-Besucher aus „Projekt Ballhausplatz“ mit der vom Film propagierten Message aus dem Film herausgegangen. Nun ist dank „KURZ – der Film“ aber alles anders und so musste auch der linke Spin-Doktor Rudi Fussi auf Twitter feststellen: Wir müssen nun blöderweise über zwei Filme mit unterschiedlicher Message diskutieren:
Mit den zwei Filmen ist eines jedenfalls gewährleistet: Projekt Ballhausplatz wird NICHT die alleinige politmediale Deutungshoheit über das Politphänomen Kurz innehaben. Die politmediale Erzählung der Wiener Blase, die so gerne Polit-Geschichte in ihrem Namen schreibt, wird hier nicht unwidersprochen reüissieren können. Es wird nämlich an jedem Staatsbürger selbst liegen, diese Filme zu sehen und einzuordnen. Sofern Interesse an dem Thema besteht natürlich ! Da es nun zwei Filme gibt, wird damit jedem Seher demonstriert dass es alternative Betrachtungsweisen gibt und dass man Sebastian Kurz eben NICHT ohne Widersprüch als Autokraten abstempeln kann, in der Hoffnung nicht nur damit durchzukommen, sondern auch noch gutes Geld damit zu verdienen.
Dieser politmediale Coup gefällt in der linksliberalen Wiener Blase nicht allen. So wird bereits nach Gründen gesucht, um dem Kino auszurichten „KURZ – der Film“ besser nicht zu zeigen:
Finanzieren durften den linken Film „Projekt Ballhausplatz“ über die ORF-Filmförderung übrigens vor allem wir Steuerzahler. „KURZ – der Film“ ist hingegen ein Privatprojekt ! Was wiederum Thema für eine andere Debatte sein sollte ! Etwa darüber ob die öffentliche Filmförderung für politische Propaganda verwendet werden sollte.
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Links & Quellen
Martin Fritzl (02.09.2023): Kurz im Visier der Filmbranche. In: „Die Presse“ vom 02.09.2023: S.8