Die Digitalisierung revolutioniert nahezu alle Lebensbereiche – von Kommunikation und Bildung bis hin zu Handel und Finanzen. In diesem Kontext gewinnt die Einführung eines digitalen Euros zunehmend an Bedeutung, zumindest im Universum der EZB in Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich intensiv mit der Idee auseinandergesetzt und arbeitet aktiv an Konzepten und Strategien, um eine digitale Form des Euros zu entwickeln. Dieser Artikel beleuchtet nun die Hintergründe, Ziele, Herausforderungen und die möglichen Auswirkungen eines digitalen Euros auf Wirtschaft, Gesellschaft und Finanzsysteme in Europa. Digitaler Euro hat das Potential kleine Änderungen in der Art der Zahlungsströme vorzunehmen. Warum, werden wir nun diskutieren!
Aktuell ist es nämlich so, dass per Visa oder Mastercard, wie auch per Paypal der Großteil der digitalen Zahlungen von amerikanischen Firmen durchgeführt wird. Wenn sie etwa uns dem „März“ am Ende dieses Artikels Geld spenden, dann hebt Paypal etwa 35 Cent fixe Gebühr plus 2,49% der gespendenten Summe als alternative Gebühr für diese Dienstleistung ein. Im Konfliktfall mit Europa können die USA diesen Service naturgemäß als Waffe verwenden und abdrehen, wie sie es auch gegen Russland getan haben. Die Idee der EU für den digitalen Euro ist also getrieben davon, von einseitigen Abhängigkeiten aus dem Ausland (plus Gebühren) etwas wegzukommen. Russland hat durch die Sanktionen etwa Zugriff auf alle westlichen Währungen verloren. Digitale Währungen sind deshalb nun auch für andere Länder der Dritten Welt (China, Südafrika) attraktiv geworden. Deren teils autoritäre Regierungen haben nämlich explizit Angst vor zu großen Abhängigkeiten.
In diesem Artikel werden wir uns den digitalen Euro deshalb nun etwas genauer ansehen und erläutern, was der Unterschied zwischen elektronischem Geld und elektronischem Bargeld ist. Ersteres ist kurz gesagt unser Bankguthaben, bzw. eine Überweisung per Swift an eine Firma wie Zalando, wenn wir einkaufen. Zweiteres ist der digitale Euro. Das elektronische Bargeld aka digitaler Euro liegt hier nicht bei einer Bank oder bei einem amerikanischen Zahlungsdienstleiter sondern digital auf einem Konto von uns, das von der EZB ausgegeben wird!
Beispiel: Würden Sie dem „März“ eine Summe mit ihren künftigen digitalen Euros spenden, würde 100% bei uns ankommen und zwar weil die EZB keine Gebühr erhebt. Allerdings weiß dann die EZB womöglich, dass sie uns gespendet haben. Die dritte – zumindest für uns kostenlose – Möglichkeit uns zu spenden ist natürlich die direkte Geldüberweisung. Allerdings zahlen Sie ihre Gebühr hier indirekt in Form ihrer Kontoführungsgebühr, da ihre Bank diese Überweisung für sie tätigt. Sie sehen also, dass sie nur beim digitalen Euro als Innovation keinerlei Gebühren hätten, weder an die Bank, um ein Konto zu führen noch an VISA/Mastercard, um Geld für einen Einkauf überweisen zu können.
1. Der Kontext: Digitalisierung und die Evolution des Geldes
Geld hat im Laufe der Geschichte zahlreiche Formen angenommen – von Münzen über Papiergeld bis hin zu elektronischem Geld. Während Bargeld lange Zeit das primäre Zahlungsmittel war, haben technologische Fortschritte in den letzten Jahrzehnten die Art und Weise, wie Menschen Transaktionen durchführen, grundlegend verändert. Kreditkarten, Online-Banking und mobile Zahlungslösungen wie Apple Pay oder PayPal sind heute feste Bestandteile des Alltags. All das ist natürlich elektronisches Geld.
Die Zentralbanken spielen eine entscheidende Rolle im Finanzsystem, da sie die Stabilität des Geldes gewährleisten und es dem Finanzsektor ermöglichen, Liquidität bereitzustellen. Das Bargeld in Form von Münzen und Scheinen ist dabei die physische Form von Zentralbankgeld. Die elektronische Form wäre dann eben der digitale Euro, ausgegeben per EZB-Guthaben an jeden von uns. Aktuell „pumpt“ die EZB Geld in unsere Wirtschaft, indem sie Aktien oder Staatsanleihen kauft. Das ist vom Prinzip her ähnlich: Die Zentralbank gibt Geld aus, das dann wiederum verwendet wird. Ein digitaler Euro könnte hier also als direkte digitale Erweiterung von Zentralbankgeld fungieren. Die Banken – wie etwa die Erste Bank – wären da außen vor, wie wenn man nur mit Bargeld, ganz ohne Konto, agieren würde.
Mit der Einführung von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum entstand außerdem eine neue Klasse von Vermögenswerten, die dezentralisiert und unabhängig von staatlichen Institutionen sind. Diese Innovation hat das Interesse an digitalen Währungen weiter geweckt, jedoch auch zu regulatorischen Herausforderungen geführt. Im Gegensatz zu Kryptowährungen wäre der digitale Euro ein vollständig reguliertes Zahlungsmittel, das von der EZB ausgegeben wird.
2. Was ist der digitale Euro?
Der digitale Euro ist also eine digitale Form des Euros, die direkt von der EZB ausgegeben wird. Der digitale Euro wird in der Zukunft in elektronischer Form auf mobilen Geräten, Computern oder speziellen Karten gespeichert und genutzt werden. Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin ist der digitale Euro aber keine spekulative Anlage, sondern eine stabile Währung. Der digitale Euro wird 1:1 denselben Wert wie der traditionelle Euro haben. Er wird zu 100% von der EZB garantiert, so wie der Wert des Bargelds garantiert ist. Elektronisches Geld aber – auf unserem Konto bei unserer Hausbank beispielsweise – wird (dank Einlagensicherung) nur bis zu einem Limit von 100.000 Euro pro Person garantiert. Es ist also beides digital, aber nur der digitale Euro wäre auch zu 100% garantiert.
Die Unterschiede zum bestehenden Geld sowie zu Kryptowährungen sind dabei die folgenden:
- Bargeld: Der digitale Euro existiert rein digital und ist nicht physisch greifbar. Digitaler Euro wird wie ein digitales Bankguthaben in einem eigenen Konto verfügbar sein und kann dann etwa per Handy/Karte als „digitaler Cash“ ausgegeben werden.
- Bankguthaben: Während Bankguthaben von Geschäftsbanken verwaltet werden, wäre Digitaler Euro direkt bei der EZB angesiedelt. Jeder Bürger würde daher seinen digitalen Euro direkt von der EZB in einem eigenen digitalen Konto erhalten.
- Kryptowährungen: Im Gegensatz zu dezentralen Kryptowährungen, wie Bitcoin oder Etherum, wird der digitale Euro zentral von der EZB kontrolliert und reguliert. Kryptowährungen sind teils unreguliert, teils reguliert.
Mit der Einführung des digitalen Euros verfolgt die Europäische Zentralbank mehrere strategische Ziele:
- Sicherung der Zahlungsstabilität: Er soll als Ergänzung zum Bargeld dienen und keine private, unregulierte Währungsalternative schaffen.
- Stärkung der europäischen Währungsautonomie: Der digitale Euro soll sicherstellen, dass Europa im globalen Wettbewerb nicht von externen Technologien wie VISA oder Masterkarten oder von anderen Währungen zu sehr abhängig ist.
- Förderung von Innovation: Die Entwicklung neuer Zahlungssysteme und digitaler Infrastrukturen könnte die europäische Wirtschaft im digitalen Bereich zusätzlich modernisieren.
- Inklusivität: Ein digitaler Euro wird auch Personen ohne Zugang zu traditionellen Bankdienstleistungen oder zu Kreditkarten erreichen. Man braucht dafür kein Bankkonto und keine Kreditkarte.
3. Chancen des digitalen Euros
Ein digitaler Euro könnte finanzielle Transaktionen schneller, sicherer und kostengünstiger machen. Dies gilt sowohl für alltägliche Zahlungen als auch für grenzüberschreitende Überweisungen. Der digitale Euro könnte auch Menschen ohne Bankkonto Zugang zu modernen Zahlungsmöglichkeiten bieten, insbesondere in ländlichen oder finanziell benachteiligten Regionen. Mit einem eigenen digitalen Zahlungsmittel könnte die Eurozone so etwas unabhängiger von privaten Zahlungsdienstleistern (Mastercard, VISA) und ausländischen Währungen wie dem US-Dollar werden. Die Einführung eines digitalen Euros könnte zudem die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Technologien in Europa fördern, etwa in den Bereichen Blockchain, Fintech und Künstliche Intelligenz.
China ist Vorreiter bei der Einführung einer staatlich kontrollierten digitalen Währung. Der digitale Yuan wird bereits in mehreren Städten getestet. China strebt dabei generell nach einer Führungsrolle bei der Digitalisierung des internationalen Zahlungsverkehrs. Seine Bevölkerung hat aber bis dato wenig Lust hier mitzumachen, weshalb teils Zwang verwendet wird. In manchen der teilnehmenden Städte wird den Arbeitern ein Teil des Gehalts per digitalem Yuan ausgezahlt. Unpopulär ist der digitale Yuan teils deshalb, weil sich so weitere Möglichkeiten der Überwachung und Repression eröffnen. Die Führung Chinas will ihn aber aufgrund dreier Motive: Mehr Kontrolle über die Finanzströme, Propagandaerfolg als Erfinder der ersten großen Digitalwährung der Welt und Stärkung der chinesischen Währung als internationales Zahlungsmittel!
In der EU will die EZB aber das Geschäft der Banken und der digitalen Zahlungsdienstleister nicht kaputt machen. Deshalb soll die Menge des digitalen Euros auf 3000 Euro pro Person limitiert sein: Das sogenannte Haltelimit. Die genaue Höhe wird noch ausdiskutiert werden, soll aber in diesem Rahmen sein. Schließlich gilt ja im Hinterkopf zu behalten: Bezahlt man heute mit VISA oder Mastercard bezahlt man an das Unternehmen eine Gebühr für die Dienstleistung. Beim digitalen Euro gibt es aber keine Gebühr, ergo wäre es für Unternehmen viel billiger, künftig nur mehr den digitalen Euro zu verwenden. Deshalb will die EZB Haltelimits, weil sonst Mastercard und VISA völlig ersetzt werden würden. So viel digitalen Cash will die EZB aber dann also doch nicht ausgeben, um Banken und Kreditkartenfirmen kaputt zu machen!
4. Herausforderungen
Eines der größten Anliegen muss der Schutz der Privatsphäre der Nutzer sein. Die EZB muss dabei sicherstellen, dass Transaktionen sicher sind und keine sensiblen Daten missbraucht werden können. Die Einführung eines digitalen Euros erfordert eine hochmoderne Infrastruktur, die gegen Cyberangriffe geschützt ist und gleichzeitig eine hohe Verfügbarkeit garantiert. Der Erfolg des digitalen Euros hängt in der Zukunft maßgeblich davon ab, ob er von Verbrauchern und Unternehmen akzeptiert und genutzt wird. Mangelndes Vertrauen könnte hier die Einführung ziemlich erschweren.
Momentan sieht es beim Thema Vertrauen eher schlecht aus. Andererseits wird es kostenlos sein damit zu bezahlen, was sich im Alltag teils bewähren dürfte. Will man seine Zahlungen vor der EZB verschleiern (und nur die Amerikaner wissen lassen), dann greift man eben wieder zu VISA oder Mastercard
Fazit
Die Einführung eines digitalen Euros wird ein langwieriger und komplexer Prozess sein, der umfassende Tests, regulatorische Anpassungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren am Finanzmarkt erfordert. Das erfordert dann eine Anpassung bestehender Gesetze und Vorschriften, insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Geldwäsche und Zahlungsverkehr. Eine transparente Kommunikation wird dabei entscheidend sein, um das Vertrauen der Bevölkerung in den digitalen Euro zu gewinnen. Aufklärungskampagnen könnten helfen, Missverständnisse und Vorbehalte abzubauen. Außerdem müsste der digitale Euro nahtlos in bestehende Zahlungssysteme integriert werden, um eine breite Akzeptanz zu gewährleisten.
Der digitale Euro hat jedenfalls Potenzial, die Art und Weise, wie wir Geld verwenden, grundlegend zu verändern. Er könnte Zahlungen effizienter machen, finanzielle Inklusion fördern und die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken. Gleichzeitig stehen die EZB und ihre Partner vor erheblichen Herausforderungen, die von technologischen Anforderungen bis hin zu gesellschaftlichem Vertrauen reichen. Viele Leute werden wohl nicht verstehen, was es mit dem Haltelimit auf sich hat. Einerseits will man ja die Abhängigkeit von US-Firmen wie VISA oder Mastercard reduzieren, aber ganz deren Finanzsystem zerstören, will man dann auch nicht. Ergo wird der digitale Euro bei alltäglichen Ausgaben verwendet werden. Wenn wir in der Trafik per VISA-Karte um 1 Euro einkaufen, fallen einige Cent Gebühren an, die statt zur Trafik zu den amerikanischen Firmen wandern. Wenn wir künftig hier nun mit digitalem Euro einkaufen, ist es wie Cash: Dem Trafikant bleiben 100%.
Ob der digitale Euro ein Erfolg wird, hängt also von einer sorgfältigen Planung, der Einhaltung höchster Sicherheitsstandards und der Akzeptanz durch die Bevölkerung ab. Unabhängig davon markiert er einen wichtigen Schritt in Richtung einer digitalen Zukunft des Finanzwesens und könnte Europa in eine neue Ära des Geldes führen.
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2 thoughts on “Digitaler Euro: Die Zukunft des Geldes in der Eurozone?”
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