In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den aktuellen Corona-Maßnahmen in unserem Nachbarland Italien. Wir haben dazu die Vorschriften in erster Hand in zwei norditalienischen Städten erlebt: Venedig und Bologna. Grundsätzlich kann gleich vorneweg einmal gesagt werden, dass die Regeln im Vergleich zu Österreich um einiges strenger sind. Was niemanden angesichts der bis dato rund 37.000 italienischen Covid-19 Toten und aufgrund der dramatischen Szenen in norditalienischen Krankenhäusern im März und April 2020 verwundern sollte. Der Corona-Ausnahmezustand in Italien wurde schon im Oktober bis zum 31. Jänner 2021 verlängert
Italiens Umgang mit der Pandemie
Seit 7.Oktober gilt im Zuge der Entwicklung der zweiten Welle von Corona-Infektionen in Italien eine generelle und permanente Maskenpflicht im Freien. Ebenso gilt, wie in Österreich auch, indoor eine Maskenpflicht, etwa in Hotels, Museen, Kirchen und beim Einkaufen in allen Geschäften. Ausgenommen sind nur Restaurants oder Bars, sofern man selbst an einem Tisch mit Mindestabstand Platz nehmen kann.
Als Tourist hat man permanent ein Einreiseformular (Link: https://www.esteri.it/mae/resource/doc/2020/10/modulo_rientro_sintetico_14_10_20_en.pdf) mit sich zu führen, auf welchem persönliche Daten, Kontaktdaten, Reiseorte, Automodell und KFZ-Kennzeichen eingetragen werden müssen. Kontrolliert wurde das bei uns (!) allerdings nicht, auch wenn am Bahnhof Venedig routinemäßig von der Polizei die Ausweise kontrolliert wurden.
Maßnahmen im Hotel: Schein und Sein
Die Strafen für Missachtungen der Maskenpflicht in der Öffentlichkeit sind dabei ungleich Österreich ziemlich streng: Wie der folgende Aushang aus Bologna zeigt, sind zwischen 400 und 3000 Euro Strafe bei Verstößen zu bezahlen! Das scheint mit ein Grund zu sein, warum die Disziplin in Italien aktuell im Oktober relativ hoch ist!
In den Hotels sind die Vorschriften unterschiedlich streng: In beiden 4-Sterne Häusern, wo wir wohnten, wurde das Frühstück an den Tisch serviert. Buffet war also quasi abgeschafft – ungleich in vielen österreichischen Hotels. Folgende Benachrichtigung erhielten wir vorab von unserem Hotel in Bologna mit der Instruktion der zu erwartbaren Covid-Regeln: permanente Desinfektion im Hotel, Desinfektion des hereinkommenden Gepäcks, Corona-Willkommens-Set mit Handschuhen, Maske etc. !
Im Raum war die Fernbedienung vorbildlich desinfiziert:
In der Realität sah es dann aber doch nicht so streng aus (wie im Mail beschrieben): Das Gepäck wurde vom Personal dann doch nicht desinfiziert und wir erhielten auch kein Corona-Welcome-Set mit Maske und Handschuhen. Wobei letzteres durchaus eine nette Gabe gewesen wäre!
Verschärfungen ab dem 26.10.2020
Mit zunehmender Ausbreitung der Pandemie (über 20.000 Fälle pro Tag ab dem 25.10.2020) verschärfte die italienische Regierung die schon jetzt strikten Regeln weiter. Ab dem 26.10.2020 gilt zusätzlich zu den bestehenden Maßnahmen eine Sperrstunde für die gesamte Gastronomie ab 18:00 Uhr! Dazu traten Schließungen der Theater, Kinos und Konzerthallen in Kraft. Bäder, Ski-Resorts und Fitnessstudios wurden ebenfalls geschlossen. In den italienischen Alpen, wie etwa in Südtirol, wird im November niemand Ski fahren können ! Nach 18/20 Uhr ist es verboten Getränke oder Essen an öffentlichen Orten zu konsumieren oder zu verkaufen.Der Unterricht für mindestens 75 Prozent der Gymnasialschüler wird online abgehalten.
Gegen diese Regeln formierte sich dann diese Woche auchs schon Widerstand. Lokale Proteste in Rom und Neapel manifestierten sich in Aufmärschen von ein paar laut protestierenden Maskenverweigerern. Bislang gelten zusätzlich in drei italienischen Regionen (Latium, Kampanien, Lombardei) nächtliche Ausgangssperren. In den kommenden Tagen werden auch die Regionen Piemont und Sizilien solche Sperren verhängen.
Fazit
Italien ergreift also drastische Maßnahmen! Zur Schließung der meisten „Vergnügungstempel“ wie Theatern, Kinos, Fitnessstudioes et cetera kommt Online-Unterricht und eine strenge Maskenpflicht outdoor wie indoor. Österreichs Regierung könnte sich hier für Wien oder andere schwer betroffene dicht besiedelte urbane Gebiete eine Scheibe abschneiden. Das Tragen der Maske resultiert auch in einem anderen Gefahrenbewusstsein – wie wir vom März selbst erleben konnten. Man desinfiziert sich bewusster und solidarisiert sich infolge des kollektiven Maskentragens auch mit seinen Mitmenschen in der gemeinsamen Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus.
Während in Venedig (im von der rechten Lega angeblich in Covid-Fragen streng regierten Venetien) die Regeln gefühlt etwas strikter umgesetzt wurden, gab es im links regierten Bologna auf den Straßen dann (für uns nach der Venedig-Erfahrung überraschend) ein paar wenige Maskenverweigerer im öffentlichen Raum. Ziemlich mutig auch im Angesicht drakonischer Geldstrafen. Doch auch in Bologna hielt sich die große Masse der Bewohner an die Regeln Masken im öffentlichen Raum zu tragen.
Warum Venetien eventuell bei der Auslegung der Regeln strikter ist als anderswo in Italien hat durchaus politische Hintergründe. Matteo Salvinis wichtigster innenpolitischer Konkurrent innerhalb der rechten Lega ist nämlich der äußerst populäre Präsident Venetiens Luca Zaia, auch bekannt als „der Doge„. Zaia war erfolgreich bei der Corona-Prävention im Frühjahr, wurde dann im Sommer mit 77 Prozent (!) bestätigt und achtet auch aktuell streng darauf Venetien nicht zu einem Hotspot werden zu lassen.
Wirtschaftlich scheint man zumindest in Venedig mit einem blauen Auge davongekommen zu sein! Der Ausfall an Touristen im Herbst soll laut Einheimischen „nur“ rund 40 Prozent betragen. Dafür hört man jetzt viel Italienisch österreichisches Deutsch und Französisch in den nicht mehr ganz so gefüllten Gassen der schönen Lagunenstadt!
Links
MARCO POLO Reiseführer Ischia: Reisen mit Insider-Tipps. Inkl. kostenloser Touren-App und Events&Newshttps://www.diepresse.com/5871074/shooting-star-der-lega-doge-luca-zaia-bricht-bei-wahl-alle-rekorde
One thought on “Italien und der Umgang mit der Pandemie im Corona-Herbst!”
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