Skifahren im Lockdown – Ein Erfahrungsbericht

So leer war die Pisten zwar nur selten – ist aber durchaus am Nachmittag mit fortgeschrittener Zeit vorgekommen

Der Autor dieses Artikels war selbst kurz vor Silvester in den südösterreichischen Alpen auf Skiern im Lockdown unterwegs. Ich möchte daher meinen persönlichen Eindruck vom vielbeschriebenen Skifahren im Lockdown hier wiedergeben !

Der Berg ruft ! Wie auch zeitweise Kaiserwetter in unseren Alpen und einiges an Neuschnee

Auslastung

Bei eher mediokrem Wetter – bei nur 3 (allerdings dann überraschend prächtigen) Sonnenstunden und ansonsten Schnee, Nebel und Wolken – machten wir uns unter der Woche (!) um 10 Uhr morgens auf den Weg zu Skigebiet A. Dort wurden wir dann bereits – es war noch völlig bewölkt – nach der Autobahnabfahrt zur Seite gewunken und von eigenem Personal informiert, dass das Skigebiet wegen Überfüllung des Parkplatzes geschlossen war. Ein kurzer Blick auf bergfex.at bestätigte das! Interessanterweise bekommt man auf bergfex.at nun auch die Corona-Inzidenzen für den jeweiligen Bezirk mitgeliefert. Eine nützliche Information die mir bisher in den Medien durchaus abgegangen ist – für das Skifahren wird diese also nun breitenwirksam verbreitet!

Also gings dann in Skigebiet B – mit bangem Blick auf Bergfex.at, da doch dann einige Autos vor 11 uns bereits wieder vom Berg entgegen kamen. Erste Eindrücke vom Skifahren im Lockdown waren wie in Skigebiet A: Die vorgelagerten Rodelbahnen unter dem Skigebiet waren gut besucht, die Parkplatzsituation beim Skigebiet war schwierig und man musste Wartezeiten in Kauf nehmen. Laut den Autokennzeichen mischten sich etwa auch einige Wiener, Grazer und Leute aus anderen durchaus geographisch weiter entfernteren Bezirken in den südösterreichischen Winterspaß – von einem Lockdown mit Ausgangssperre war auf jeden Fall hier wenig zu merken. Von „nur Einheimischen“ auf der Piste ebensowenig. Und das bei einer miesen Wettervorhersage, die es uns drei mal überlegen ließ den Weg auf den Berg anzutreten. Wofür wir freilich belohnt wurden, wie die Fotos aus den 3 schönen Sonnenstunden beweißen:

Die Skigebiete waren vor Silvester gut besucht

Die COVID-19 Regeln

Für ein sicheres Skifahren im Lockdown wurden von der Bundesregierung und den Seilbahnbetreibern ja einige Regeln festgelegt! Im Erlass des Gesundheitsministeriums vom 29.12 hies es etwa:

Jedenfalls sind epidemiologisch bedenkliche Situationen, wie Menschenansammlungen, zu verhindern, dies beispielsweise durch Leitsysteme und zahlenmäßige Limitierungen

https://www.derstandard.at/story/2000122825521/seilbahnchef-hoerl-das-problem-sind-diepersonenbeschraenkungen

Es gilt der verpflichtende Abstand von mindestens 1 Meter z.B. beim Anstellen. In geschlossenen und abdeckbaren Fahrbetriebsmitteln (z.B. Gondeln, abdeckbare Sessellifte) sowie dazugehörige geschlossenen Gebäuden (Stationen) sind FFP2-Masken zu tragen (gilt ab dem 14. Geburtstag). Ab dem 6. Geburtstag gilt die MNS-Pflicht. Zudem dürfen Gondeln und abdeckbare Sessellifte nur mit 50% ihrer Kapazität genutzt werden.

Im Freiluftbereich von Seil- und Zahnradbahnen (z.B. Schlepplifte und dazugehöriger Wartebereich) ist eine den Mund- und Nasenbereich abdeckende und eng anliegende mechanische Schutzvorrichtung zu tragen.

https://www.sozialministerium.at/public.html

In kleineren Skigebieten ohne Sessellifte und Gondeln gibt es also keine FFP2 Maskenpflicht, auch wenn dies in Medien und der Bevölkerung vielfach kolportiert wird. Auch ich war dieser Annahme. Nichtsdestotrotz ist es zweifelsohne empfehlenswert eine FFP2 Maske zu verwenden, anstelle eines normalen MNS.

Die Einhaltung der Regeln

Die Maskenpflicht wurde eingehalten – nur einmal kam es in meinem Umfeld zu einer Ermahnung durch einen Mitarbeiter der Seilbahngesellschaft. FFP-2 Masken wurden allerdings nur wenige getragen – wobei gesagt werden muss, dass in Skigebiet B keine „Gondeln, abdeckbare Sesselliftesowie dazugehörige geschlossenen Gebäuden“ exisitierten. Somit kein Verstoß. Allerdings beim Anstellen gab es keine Unterschiede zu vergangenen Jahren in diesem Skigebiet. Die Leute standen in zwei Schlangen immer noch nebeneinander, nach vorne und hinten gab es aber immerhin einen weiteren Abstand. Was aber nichts daran ändert, das die Menschen in Zweierreihen zeitweise beim Einstieg fast Schulter an Schulter standen und auf den Einstieg warteten. Menschenansammlungen wurden also defintiv nicht vermieden – auch weil im Skigebiet viel los war und dementsprechend lange gewartet werden musste.

Fazit

Das Skifahren im Lockdown war für den Sportsmann natürlich ein Genuss – vor allem nach dem langen Lockdown! Mangelnde Konsequenz von Behörden und kleineren Skigebieten in der Durchsetzung der Regeln könnte aber in der Pandemie durchaus gefährlich sein! Meine Erfahrung zeigt dabei, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen noch etwas Luft nach oben ist. Im Skigebiet vergisst man abseits der Maskenpflicht durchaus, dass man eigentlich in einer Pandemie steckt und Österreich immer noch hohe Ansteckungszahlen hat. An den Essensausgaben wird Essen verkauft und Alkohol ausgeschenkt wie immer, nur die Personen stehen halt in Grüppchen im Freien und unterhalten sich dann dort. An den Liften standen die Menschen etwa sehr nahe beeinander. Da wären mehr Abstand und strengere Kontrollen notwendig und sinnvoll.

Meine Erfahrung ist aber auch: Es gibt Angenehmeres als das Skifahren mit Maske! Einfach weil während der Liftfahrt die Skibrille danke FFP2-Maske gerne anläuft und man daher beim Ausstieg halb blind gezwungen ist, diese wieder abzunehmen. Nur eine Minderheit der Skifahrer fuhr wohl deshalb auch mit FFP2 oder MNS den Hang hinunter.

Mein subjektiver Eindruck ist auf jeden Fall, dass heuer das Skifahren wie schon zuvor das Radfahren und Wandern massiv an Popularität gewonnen hat, wahrscheinlich weil die Alternativen fehlen. Bei schlechtem Wetter war gefühlt in den vergangenen Jahren auf jeden Fall wohl weniger los. Dazu kommt, dass der Österreicher durchaus auch ein Rebell ist, der sich seine alpinen Gewohnheiten nur ungern austreiben lässt. Und bei allem Streit um das Skifahren mit Deutschen und Italienern dadurch erst Recht in den Genuss gekommen ist. Auch um touristenfreie Skigebiete entspannter genießen zu können ! Kleinere Skigebiete sind laut meinen Erfahrungen dabei nachlässiger als die größeren, die auch schneller im Fokus der Kritik stehen.

Flucht über die Nebelgrenzen

Links

https://www.derstandard.at/story/2000122825521/seilbahnchef-hoerl-das-problem-sind-diepersonenbeschraenkungen

https://www.sozialministerium.at/public.html

https://www.bergfex.at/