Die Coronakrise hat einige Phänomene im Internet hervorgebracht, auf die wir in diesem Artikel ein Licht werfen wollen. Viele Leute sind nach Monaten von zuerst softem und dann hartem Lockdown verärgert, kritisch und einfach fertig mit der Coronapandemie. Das betrifft das einfache Volk ebenso wie natürlich auch die prominenteren Mitbürger. Soweit so natürlich und verständlich. Mit der Zeit exponieren sich nun immer mehr Menschen medial mit einer starken kritischen Meinung, die aber oft offensichtlich gar nicht verstanden haben wie eine Pandemie funktioniert und trotzdem ihr Unwissen und ihre Unzufriedenheit nun mit Verve und Wut im Netz und auf Demos verbreiten. Das sind die „Verschwörungstheoretiker“. Für die COVID-19 Pandemie wurde dann vom genervten Mainstream das Wort „Covidioten“ geschaffen, um das Phänomen der lauten, aber uninformierten Maßnahmengegner zu beschreiben, die gerne Verschwörungstheorien verbreiten.
In Zeiten schwächelnder Religionen im Westen gibt es immer mehr sinnsuchende Menschen, die den einst göttlichen Heilsplan nun im Zuge der Pandemie bei bösen Mächten verorten, die sie bekämpfen und kritisieren wollen. Manche dieser Maßnahmenkritiker wiederum haben dafür ganz genau verstanden, wie man als Anführer und Vertreter solcher Verschwörungstheorien Geld mit diesen kritischen Anhängern im „Kampf gegen das System“ verdienen kann.
Wir wollen in diesem Artikel nun einen Blick auf die unterschiedlichen medialen Phänomene von Covid-Verschwörungstheoretikern, Covidioten und Covid-Unternehmern und Krisengewinnlern werfen und ihre jeweilige vermeintliche Agenda etwas ausleuchten. Wir beginnen mit einer Diskussionsveranstaltung von prominenten Künstlern zum Thema Corona-Pandemie!
„Corona-fremde“ Künstler mit Hang für Verschwörungstheorien
Folgt man diesem Gespräch mit einer positiven Erwartung wird man insofern enttäuscht, dass in 90 min Coronatalk wenig von Substanz angesprochen wird. Dafür kommen umso mehr von Düringer´schen Verschwörungsideen. „Jemand“ „da oben“ hat mit UNS etwas vor. „Keiner traut sich seine Meinung zu sagen.“ Es wird vom „großen Wandel“ gewarnt, China 2.0, die FPÖ ist nun eine Linkspartei. Groissböck kannte im Frühjahr kein Coronaopfer und ist deshalb kritisch, … et cetera. Eigentlich haben die Künstler im Video offensichtlich keine Ahnung von einer Pandemie und sehen alles aus ihrer kleinen Perspektive. Jeder hätte gerne SEINE AUSNAHME. Warum dürfen WIR vor 20 Leuten nicht auftreten (Die Realität der Virusprävention tritt in den Hintergrund. Ausnahmen für UNS). Wortlaut:
Elterngeneration ist „Zeit im Bild indoktriniert“. ORF-ZIB das ist schon schwer verdaulich. Es tut richtig weh – ich habe mich gefühlt wie im Firmunterricht.
Opernsänger Günther Groissböck, als er sich im „Mainstream“- ORF informierte
Wenn die (Anm. die ORF Nachrichtensprecher) da vor die Kamera treten und irgendwas von sich geben, ja dann denke ich mir: Ja lieb. Ist aber eigentlich nicht ernst zu nehmen.
Roland Düringer über den ORF
Das Präventionsparadoxon schlägt hier voll ein: „Weils nicht passiert ist, war die Maßnahme unrichtig.“ Der Vorwurf lautet also implizit, dass die Regierungen in Europa die Dinge nicht haben laufen lassen. Ernsthaft wird darüber gesprochen, dass „die Regierung“ die Kleinkunst abdrehen will, weil sie zu kritisch ist.
Da fragt man sich als Logiker: Warum hat dann die Rechtsregierung Schwarz-Blau die ganzen linken Kabarettisten schon 2017/2018/2019 nicht abgedreht? Warum tritt der „arme“ Künstler Lukas Resetarits alle 2 Tage mit Andi Vitasek im ORF auf und darf über die Regierung schimpfen? Fragen über Fragen 😉 Auf diese Ideen kommen unsere 4 Künstler hier im Video aber nicht. Für sie sorgen nun zum Ensetzen „IHRE Grünen“ für ihre unfairen Einschränkungen. #Facepalm
Corona- Kriegsgewinnler: Moneten machen mit COVID-19
Keine Krise ohne Kriegsgewinnler: Das ZDF Magazin Royale zeigt hier auf, wie mit der Querdenkerbewegung in Deutschland (und auch in Österreich) groß Kasse gemacht wird. Das Ganze erinnert den Beobachter etwas an das Märchen vom Rattenfänger von Hameln.
In Österreich ist einer der wichtigsten Demoorganisatoren Alexander Ehrlich, ein Betreiber von Bussen, der mit seinem Kanal „honkforhope“ tausende Querdenker, Maßnahmenkritiker und Covidioten auf Youtube unterhält und dann zu den jeweiligen Demos chauffieren lässt, in Österreich wie auch in Deutschland. Und sich so regelmäßig in der Krise ein nettes Zubrot verdient. Die Vorschrift das Gesundheitsrisiko mitten in der Pandemie durch Maskentragen in den Bussen zu minimieren wird dabei laut den COVID- Reiseorganisatoren selbst in der Regel ignoriert.
Einer der wohl unverschämtesten Krisengewinnler ist dabei aber wohl das Unternehmen Hygiene Austria unter der Führung von Tino Wieser, sowie der Firmen Palmers und Lenzing. Dieses Unternehmen machte Werbung für (teure) FFP2-Masken made in Austria, kaufte dann einen Großteil der Masken billig in China ein, um hier mit der Differenz zu den teureren „heimischen“ Masken einen ordentlichen Reibach zu machen. Dazu kommt noch, dass schlechte hygienische Zustände, Ausbeutung von Leiharbeitern und weitere Vorwürfe nun gegen das Unternehmen erhoben werden.
Kriegsgewinnler Teil II: Die Youtube-Klick Fraktion
Kasse machen kann man auch mit den zahlreichen Youtube-Klicks der Covidioten, wie es dass RPP Institut von Raphael Bonelli zeigt: Corona-Impfung ungleich Nächstenliebe 😉 Was fast unterhaltsam wäre, wenn es nicht so durchsichtig wäre.
Irgendwie nachdenklich halb gegen die Impfung sein, bringt also 2020 und 2021 ganz viele Klicks 😉 Laut Bonelli im aktuellen Video ist es etwa ganz schlimm wie der Stern Biontech-Werbung für Millionen Menschen macht 😉 Bonelli war hier geradzu erschüttert, dass jemand die Impfung als einen Akt der Nächstenliebe darstellen könnte. Er relativiert dies mit dem ziemlich komischen Argument: Weil manche Leute angeblich ja auch mit Impfung die Krankheit asymptotisch weiter geben könnten.
Viele Klicks der Covidioten generierte auch die so genannte „Wut-Wirtin„, die gegen die Vorschriften und ohne Maskenpflicht in den Innenräumen populistisch ihr Lokal aufsperrte, sich von Kritikern feiern ließ und sich dann echauffierte, wie Zeitungen wie die Krone und der ORF recherchierten und sie infolgedessen als Coronaleugnerin bezeichneten. Wie sinnvoll ihr rebellisches Aufsperren ohne Abstand und Maske mit Freibier und hohen Strafen war, sollte jeder Beobachter selbst beurteilen. Gratis Werbung für ihr Lokal hat sie auf jeden Fall zur Genüge bekommen. Als ein Ort für Subversive a la „endlich sagts mal einer“.
Kriegsgewinnler Teil III: Wässerchen gegen Corona
Martina Czerny-Franz, eine Klosterneuburger Ärztin, entwickelte gleich eine alltagstaugliche Prophylaxe gegen das Coronavirus mit dem griffigen Titel „Baba Corona„. Geschenkt natürlich das dieses Wunder-Wässerchen gleich das „Wissen von klassischer Schulmedizin, TCM – Traditionelle Chinesische Medizin und Biophysikalischer Medizin“ beinhaltet. Und das es von ihr in – ich zitiere – „zahlreichen spezifischen und arbeitsaufwendigen Arbeitsschritten“ im heimischen Labor hergestellt wurde. Ein Fläschchen mit 30 Milliliter kostet dabei schlanke 45 Euro. Am Beipackzettel steht dann aber – rechtlich will die Frau Doktor ja wohl abgesichert sein – das „Baba Corona“ ein Nahrungsergänzungsmittel ist. Schwingungen sollen dabei die Virusvermehrung hemmen
Politische Verwertung: Proteststimmen in der Opposition aufsammeln!
Nicht viel anders reagiert die Politik, die natürlich auch den Markt an verwirrten Corona-Maßnahmenkritikern und Covidioten erkennt. Allen voran die FPÖ versucht hier ihr politisches Terrain abzustecken:
Ich lasse mich garantiert nicht impfen.
Herbert Kickl (FPÖ)
Worauf man nur replizieren kann: Dann halt nicht 😉 Es gibt keinen Impfzwang und wird keinen geben. Auch wenn er von vielen „besorgten Bürgern“ heraufbeschworen wird. Künstliche Empörung funktioniert politisch wunderbar, auch wenn die Kickl-FPÖ der Regierung eigentlich bei keinem relevanten Thema ernsthaft irgendwie „die Stirn geboten“ hat. Sich am Wort „Freitesten“ etwa aufzuhängen ist da einfach absurd, weil seit Monaten Leute sich beim Betreten von Gebäuden „freitesten“. Und nach Diktatur zu schreien, wenn die Regierung überlegt, wie sie (im eigenen populistischen selbsterhalterischen Sinne) möglichst viele Menschen vor einer Erkrankung und einer schweren Erkrankung mit möglicher Todesfolge bewahren will, ist schon im höchsten Grade lächerlich und irrational (aber halt nicht politisch irrational). Nun kämpft die FPÖ „erfolgreich“ gegen einen Impfzwang der so nicht kommen wird.
Politisch ist die Positionierung der FPÖ allerdings alles andere als unklug. Nachdem Identitäre, ihr Ex-Chef Strache und die Demo-Organisatoren um Rutter und Ehrlich wohl von einer längeren politischen Bewegung träumen, versucht die FPÖ hier die Schäfchen einzusammeln, bevor es ein rechtes Spaltprodukt a la Corona-BZÖ versuchen kann. Was durchaus im Sinne aller gemäßigten Bürgerlichen sein sollte, weil es dem politischen Klima im Land nicht gut tun würde und politische Mehrheiten im Land weiter erschweren könnte. Der einzige politische Effekt von BZÖ und Team Stronach war nämlich letztlich die Prolongierung der unfähigen Kanzlerära des Werner Faymann.
Die Anhänger marodieren online: „Meinungsterror“ in den sozialen Netzwerken
Mit dem Start der Impfkampagne wird nun das Thema „Impfung“ auf einmal zum Reizthema unserer besorgten europäischen Online-Bürger, Kritiker und Covidioten. Erklärvideos des öffentlichen Rundfunkes auf der Plattform YouTube werden von Covidioten hinuntergevotet, Zeitungsseiten mit kritischen Kommentaren geflutet und die Kommentarfunktionen müssen ob vieler Absurdiäten, Beschimpfungen, falscher Behauptungen und Fakenews gesperrt werden. Covid-Kritiker werden freilich sagen zensiert.
Wir haben uns das Phänomen des „Online-Kriegs“ gegen alles „Impfnahe“ angesehen. Die folgenden Bilder geben einen Eindruck des „Online-Kampfes“ der Maßnahmenkritiker gegen Impfungen und Impfaufklärung:
Ganz schlimm traf es Bill Gates – Gegenstand vieler Verschwörungstheorien als die Tagesschau es „wagte“ diesen vermeintlichen „Oberbösewicht“ zu interviewen:
Wenn man in dieser aufgeheizten Stimmung medial reüssieren will, dann muss man nämlich vor den Gefahren der Impfung warnen und möglichst Bill Gates verdammen. Dann bekommt man fast 2 Millionen Klicks, 8000 Kommentare, vielen Dank von Seiten der User und 60.000 Likes, wie das folgende Youtube-Video demonstriert:
Der allmorgendliche Don Quijote´sche „Kampf“ gegen die Infektionsmeldungen der ZIB auf Instagramm
Ein „Triggererlebnis“ für den gemeinen Covid-Kritiker sind die alltäglichen Verkündigungen der Zeit im Bild (ZIB) betreffend der neuen Ansteckungszahlen. Jeder ZIB-Follower dürfte dort schon hundert mal bei Todesmeldungen die neunmalkluge „AHA-Suggestivfrage“ gelesen haben:
Sind diese Toten AN ODER MIT dem Coronavirus verstorben
Instagram-Covidiot 😉
Worauf man Covidioten anworten möchte: Ja macht das wirklich einen so großen Unterschied bei der allerorten festgestellten nachgewiesenen Übersterblichkeit? Natürlich nicht, weil die Frage absurd ist. Wenn jemand mit dem Virus im Körper verstirbt, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass dieses Virus entweder der Hauptauslöser oder ein Mitauslöser für die Verschlechterung des Gesundheitszustandes ist.
Der Infokrieg auf Facebook: Anhänger sammelt euch und teilet !
Eine „Front“ im Meinungskrieg der Covidioten gegen das Establishment und gegen Impfungen ist Facebook, wo mit Memes Stimmung für Demonstrationen und gegen die Politik und die „blöde Masse“ der so genannten „Schlafschafe“ gemacht wird. In Österreich spielt sich hier Martin Rutter als Leitwolf hervor, der zwischendurch seine politischen phantastischen Ambitionen nach ganz oben gar nicht mehr verbergen kann, wenn er vor Corona-Protestanten seine Reden schwingen und Protestzüge anführt. Und fabuliert ob das Parlament gestürmt werden sollte und dass man vor den Wohnungen von Spitzenpolitikern „friedlich“ demonstrieren sollte, um den Unmut des Volkes direkt auszudrücken. Der Mann wurde bei seinen Aktionen bereits mehrmals verhaftet und wird außerdem aufgrund seiner politischen Umtriebe bereits vom österreichischen Verfassungsschutz beobachtet. Wegen Verhetzung ist er aktuell noch nicht rechtskräftig verurteilt.
Seine Ankündigungen an die rund 35.000 Facebook-Fans sind aber auf jeden Fall großspurig, etwas diletantisch gemacht und auf jeden Fall ziemlich überzeichnet:
Wer sich persönlich ein Bild von Rutter machen will, dem sei folgendes Interview zu empfehlen, wo eigentlich alles gesagt wurde. Tenor: Die Corona-Maßnahmen sind sinnlos, weil sich Rutter selbst trotz Nichteinhaltung der Maßnahmen bisher nicht angesteckt hat. Worauf Fellner trocken und richtig entgegnet: Dann habens halt Glück gehabt.
Auf Facebook kann man Rutters „investigativen Recherchen“ live folgen. Da werden schon einmal Betonleitwände neben der Autobahn zum fehlenden Stück einer großen Verschwörung. Auch die Asfinag scheint laut Rutter mit den bösen Mächten verbündet zu sein. Hier humorvoll & kritisch kommentiert vom Youtuber Ascendancer:
Fazit
Je länger die Krise dauert, desto mehr werden im Internet die vernünftigen Stimmen wohl in den Hintergrund gedrängt. Ob der Klickwut der Covidkritiker, die jedem nicht kritischen Video über Impfungen sofort den Daumen nach unten geben und ihrer lauten schrillen Kommentare, begleitet von einer fleißigen Follower-Armee. Die Verschwörungstheoretiker und Covidioten führen hier aber einen Kampf, den sie nicht gewinnen können. Heute ist schon klar: Die Pandemie wird mit den Impfungen enden, egal wielange gegen die Impfungen demonstriert werden wird. Eine große Mehrheit aller Menschen weltweit wird sich impfen lassen. Ebenso werden die Maßnahmen, die übrigens in der Regel von einer klaren Mehrheit der Österreicher befürwortet wurden (!), erst dann ausnahmslos enden, wenn das Gesundheitsrisiko gebannt worden ist. Einzelne Öffnungsschritte werden zum Preis höherer Covid-Infektionszahlen nur vorgezogen um die Wirtschaft in Gang zu halten. Wenn die Entwicklung der Infektionen aber einen neuen Lockdown erfordert, dann wird dieser kommen.
Aus der persönlichen Erfahrung heraus diesen Artikel zu schreiben: Sieht man sich zuviel von all dem online geteilten verschwörungstheoretischen Blödsinn an, bekommt man das zum Glück falsche aber durchaus ungute Gefühl, dass die „Vernünftigen“ hierzulande langsam in der Minderheit sind. Es ist allerdings hier online wie immer im Leben: Eine laute Minderheit schafft sich mehr Aufmerksamkeit als ihr eigentlich zustehen würde. Sowie die Demos in Österreich ja lediglich 10.000 – 20.000 Menschen mobilisieren können, was in Anbetracht von deutschen Teilnehmern und 9 Millionen Einwohner hierzulande ein relativ bescheidener Wert ist.
Eine Frage, die Protestierer, Verschwörungstheoretiker und Covidioten übrigens nie ausreichend beantworten können und in der Regel wohl ausblenden, ist jene wieviele Tote sie bereit sind für „ihre Freiheit“ in Kauf zu nehmen. Exponiert arbeiten und sich infizieren wird in einer Pandemie ohne Lockdown in der Regel ja „der kleine Mann“. Nicht „die Elite“, die es sich im Homeoffice und in Privatspitälern richten werden.
One thought on “Covidioten, Verschwörungstheoretiker & Medienphänomene in der Corona-Pandemie”
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