Coronavirus-Bekämpfung im großen Ländervergleich: „Flattening the curve“

In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf das Coronavirus-Management verschiedener Staaten werfen. Dabei werden wir uns die Infektionswellen und die erfolgte Eindämmung anschauen und die dabei gewonnen Erkenntnisse vergleichen! Es geht um das vielfache Abflachen der Kurve („Flattening the Curve“), das seit Pandemiebeginn jedes Land als Agenda seiner Gesundheitspolitk begleitet. Steigt die Infektionskurve zu rasch und auf ein zu hohes Niveau müssen Maßnahmen ergriffen werden. Die täglichen Infektionsraten geben dabei ab dem Sommer ein naturgemäß gutes Bild der Wirksamkeit der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung ab. Davor hatten wir freilich viele ungeteste und unerkannte Infektionsfälle in der Bevölkerung.

Wir vergleichen hier vor allem Länder der westlichen Welt, weil wir nur von diesen wissen, dass sie auch ordentlich testen. Und keine Fälle in der Regel unterschlagen. Es gibt aber natürlich auch im Westen Ausnamen. Kroatien, Schweden und die Türkei sind OECD-Staaten, welche erwiesenermaßen viele Infektionsfälle unterschlagen haben. Weshalb die Türkei hier nur auszugsweise als Negativbeispiel behandelt wird. Schweden wird gar nicht berücksichtigt, weil dort wenige Testungen lange sogar vom Oberepidemologen gewünscht waren, weil es ja um das Ziel einer wenig aufsehenerregenden Durchseuchung von Bereichen des Landes ging. Auch Staaten wie Serbien und US-Bundesstaaten wie das demokratische New York in den USA sind heute Beispiele für Länder deren Politiker ihre Zahlen geschönt haben.

Bei den nun folgenden Grafiken ist wichtig immer die Legende zu vergleichen, weil hier einfach unterschiedliche Niveaus vorherrschen ! Während es etwa bei den USA um zehntausende Fälle pro Tag geht sind es naturgemäß in Neuseeland vielleicht ein Dutzend oder ein paar Dutzend Fälle am Tag.

Auch zu Ostern 2021 wütet leider immer noch das Virus – wir werfen einen Blick zurück!

Impfung als Wellenbrecher nach der dritten Welle: Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland & die USA

Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten sind jene westlichen Länder die am härtesten vom Coronavirus getroffen wurden. Mit 31 Millionen+ Infektionen (USA) und 4,3 Millionen+ Infektionen (GB), beziehungsweise 563.000 (USA) und 127.000 Toten (GB) stehen beide (Stand 29.03.2021) an der Spitze (USA), bzw. auf Platz 5 weltweit (GB). Nur Brasilien, Mexiko und Indien wurden noch härter getroffen als das Vereinigte Königreich. Beide Staaten halfen sich mit Lockdowns, wobei die Britischen strenger und damit effektiver waren, wie man an den Kurven sieht. Die geographisch viel größeren USA hatten freilich auch ein enorm großes Hinterland, welches immer neue menschliche Infektionsquellen aufbot.

Beiden Ländern ist gemeinsam, dass sie bei der Impfquote Ende März weltweit top dastehen, wie die folgende Grafik zeig. Großbritannien und die USA haben statistisch (!) gesehen bald rund 50 % ihrer Bevölkerung zumindest eine Impfdose verabreicht. Der Wert ist real freilich niedriger, weil einige Impfkandidaten schon ihre zweite Impfdosis erhalten haben.

Weltweite Impfquote (Dosen pro 100 Einwohner; bei 200 Dosen und den gegenwärtigen Impfstoffen, ausgenommen Johnson und Johnson, wären auf jeden Fall alle immun)

Diese wachsende Durchimpfung von einem wachsenden Teil der Bevölkerung hat dazu geführt, dass ab Ende Januar in beiden Ländern die dritte Welle abebbte. In Kombination mit strengeren Lockdowns durch Johnson und die Biden-Administration. Die Folgen sind graphisch mehr als deutlich:

Großbritannien

Tägliche Coronavirusfälle im Vereinigten Königreich; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/uk/

Vereinigte Staaten von Amerika

Tägliche Coronavirusfälle in den USA; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/us/

Die Grafiken zeigen schön im Vergleich die laxere Bekämpfung des Viruses in den USA, was man etwa in den Sommerzahlen sieht. Wo sich die USA im Juli schon eine zweite Welle eingehandelt hatten, während die Briten erst ab September wieder getroffen wurden. Während die Briten zwei Wellen im Herbst und Winter aufwiesen, war es in den USA eine einzige lang andauernde dritte Welle. Was daran liegt, dass die dritte US-Welle im Herbst/ Anfang Winter 2020 durch keine landesweiten Lockdowns eingedämmt wurde. Nur einzelne Gouverneure von schwer betroffenen Bundesstaaten wie Kalifornien verhängten Einzelmaßnahmen. Bis dann die Biden-Administration übernahm und auch von bundesstaatlicher Seite mehr Anstrengungen gegen das Coronavirus unternommen wurden.

Tanz auf hohem Infektionsniveau nach Welle 2: Italien & Frankreich

Schwer getroffen auch im weltweit Vergleich in Form von Infektionen (3,5 Millionen+) und Todeszahlen (108.000+) wurde unser Nachbarland Italien. Nach einem schon heftigen Frühjahr wurde das Land wie fast alle anderen europäischen Länder im Herbst noch schwerer getroffen. Seit Mitte November hat Italien nur wenige Tage mit Infektionszahlen unter 10.000 Fällen pro Tag über einen längeren Zeitraum geschafft. Es stagniert also leider auf einem hohen Infektionsniveau seit Mitte Dezember. In Frankreich sieht es ähnlich aus, denn auch hier entwickelte sich die Infektionskurve monatelang seitwärts. Warum sehen wir uns nun etwas genauer an!

Italien

Tägliche Coronavirusfälle in Italien; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/italy/

Am 25. Oktober hatte Italien landesweite Lockdown Maßnahmen verhängt und diese dann nur in den „nicht-roten“ Zonen aufgehoben. Seit Herbst „regierte“ also ein Ampelsystem, das einzelne regionale Gebiete in getrennte Risikozonen einteilt. Die schwer betroffenen Zonen (Zona rossa) blieben unter strikteren Maßnahmen als der Rest. Mit landesweiten Öffnungen nach den langen – regional freilich unterschiedlichen – Lockdowns Anfang Februar gab es auch in Italien wieder rasch anwachsende Zahlen. Bis dann bei der sich aufbauenden dritten Welle ab dem 9. März der lokale Eindämmungsansatz aufgegeben und von Premier Conte wieder Beschränkungen für das ganze Land beschlossen wurden. Mit der wie überall lockdownmüden Bevölkerung sowie mit den viel aggressiveren britischen und anderen COVID-19-Mutationen gelang ab Dezember dann keine Rückkehr zu geringeren Infektionsniveaus mehr.

Eine „zona rossa“ ist in Italien eine Region mit mehr als 250 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Zusätzlich setzte man auf Reiseverbote zwischen den Regionen und seit kurzem auch auf strenge Einreisequarantänen für Ausländer und Italiener im Ausland, die ins Land zurückkommen.

Frankreich

Frankreich folgt zahlenmäßig in etwa dem italienischen Vorbild und wies von Mitte Dezember bis Mitte März kontinuierlich sehr hohe Infektionszahlen aus. Davor hatte man freilich die zweite Welle mit einem harten Lockdown bekämpft. Das Land war dabei sogar noch konstanter als Italien und hatte in der Regel zwischen Dezember und März um die 25.000 Fälle pro Tag, was es oft an die Spitze der Infektionen weltweit nach den großen Ländern (USA, Indien, Brasilien) setzte. Was nicht zuletzt am Laissez-faire der Franzosen und der Regierung Macrons liegt, der sich lange gegen neue Lockdowns wehrte und die hohen Zahlen dafür billigend in Kauf nahm, um keinen weiteren französischen Unwillen zu erzeugen.

Anders als andere Länder setzte Frankreich nach dem Bruch von Welle 2 lange nicht auf einen weiteren strengen nationalen Shutdown, sondern tastete sich durch „Dauer-Halb-Shutdowns„. Was bedeutete, dass Schulen und Geschäfte geöffnet, nächtliche Ausgangssperren in Kraft und große Einkaufszentren und Restaurants geschlossen blieben. Dazu erfand man regionale „Wochenend-Lockdowns“: Von Freitag 18 Uhr bis Montag sechs Uhr durften Anwohner ihre Häuser nur mit trifftigem Grund verlassen. Resultat des Ganzen: Die französische Infektionskurze bewegte sich von November bis März auf hohem Niveau seitwärts! Das hatte naturgemäß dann auch einen hohen Preis: Rund 4,7 Millionen Coronafälle und rund 95.600 Tote (Stand 01.04.2021).

Tägliche Coronavirusfälle in Frankreich; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/france/

Lange zweite Welle mit spätem Abfall nach spätem Lockdown 2: Deutschland

Im Vergleich zu Italien und Frankreich vermied Deutschland weitestgehend eine Spitze durch einen zwar späten aber dafür harten und davor langen soften Lockdown und vermochte es auch die Fälle zwischen Mitte Januar bis Mitte März oft auf ein Niveau um die 5000 Fälle pro Tag zu drücken. Im Herbst wurde man aktiv, als am 22. Oktober 2020 die Zahl der Neuinfektionen zum ersten Mal den Wert von 10.000 innerhalb eines Tages überschritt.

Ein Teil-Shutdown ab dem 2. November sollte zunächst die zweite Infektionswelle stoppen, jedoch bleibt dieser“Lockdown light“ größtenteils erfolglos. Er brach lediglich die Spitze und sorgte für eine zweimonatige Seitwärtsbewegung. Vor Weihnachten folgte daher die Verschärfung zum harten Lockdown im Hinblick auf steigende Zahlen und die kommenden Feiertage. Der Einzelhandel musste dabei bis auf wenige Ausnahmen schließen, aber diese Lockdown- Politik war dann zumindest von Erfolg gekrönt, denn die Zahlen fielen von Dezember bis März ziemlich kontinuierlich auf ein niedriges Niveau von rund 5000 Fällen am Tag.

Tägliche Coronavirusfälle in Deutschland; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/germany/

Bei den Lockerungen im Frühjahr blieb man dann länger zurückhaltend als etwa Österreich. Trotz allem wurde Deutschland aufgrund der Virusmutationen und der dann unter dem Druck der Öffentlichkeit und Wirtschaft doch erfolgenden Öffnungen von der aktuellen dritten Welle nicht verschont. Summa sumarum war auch in Deutschland der menschliche Preis der Corona-Pandemie hoch: Anfang April steht man bei rund 77.000 Todesfällen und 2,8 Millionen nachgewiesenen Infektionen.

Lockdown Eindämm- König und Impf-Kaiser: Israel

Von nicht weniger als 4 Infektionswellen wurde das kleine Israel getroffen, das eigentlich eine „epidemologische Insel“ im Infektionsgeschehen mit nur einem Zugang (Flughafen Ben Gurion) ist. Bei der relativ raschen Eindämmung von Welle 1, 2 und 3 waren die Israelis dann aber auch immer sehr gut und erfolgreich. Was ihnen freilich auf Dauer wenig half, weil die Fälle nach den Lockerungen wieder rasch explodierten. Ein Grund neben der wenig konformen Natur der durchschnittlichen Israelis sind ihre Minderheiten, weil sowohl die Ultraorthodoxen wie die israelischen Arabern äußerst renitente Bevölkerungsgruppen waren, welche die Virusbekämpfung gerne unterliefen. Mit der enorm hohen Durchimpfung (Platz 1 weltweit aktuell mit 114 Dosen pro 100 Einwohnern) gelang aber dann die Trendwende, in Form einer Reduktion von Ende Januar von 10.000 Fällen am Tag auf rund 500 Fälle am 28.03.2021.

Tägliche Coronavirusfälle in Israel; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/israel/

Für eine genauere Analyse von Israels „Musterlockdown“ bei Welle drei, siehe: https://www.dermaerz.at/israel-oesterreichs-blaupause-fuer-den-2ten-lockdown/

Testweltmeister im Kampf gegen Welle Nummer 3: Österreich

Durch viele Tests und einen langen harten Lockdown zeichnete sich Österreich aus, womit es gelang die Zahlen relativ zu den Nachbarn stabil zu halten, die wie Tschechien, Slowakei, Slowenien, Ungarn und Italien massivst vom Virus betroffen waren. In der ganzen Region Mitteleuropa sind die Infektionsraten und Todesraten weltweit betrachtet sehr hoch. Bei lange offenen Schengengrenzen, den aufkeimenden Mutationen und einer vielfach coronamüden Bevölkerung war das dann sehr schwer in den Griff zu bekommen. So steht die Slowakei bei etwas mehr als 5 Millionen Einwohnern bei mehr COVID-19-Todesfällen als Österreich! Ungarn hat bei einer vergleichbaren Bevölkerung mehr als die doppelten Fälle Österreichs, Tschechien hat bei einer etwas größeren Bevölkerung (11 vs. 9 Mio.) gar die dreifachen Todesfälle Österreichs.

Aber nun zu Österreich länderspezifisch! Die Gastronomie ist hierzulande seit November geschlossen. Der Handel hatte ein Weihnachtsfenster vor Weihnachten und war von 2. Februar weg wieder geöffnet. Mit Ausnahme der Ostregion, die seit Gründonnerstag (01. April) in einem erneuten vierten Lockdown verharren muss. Der Tourismus ist seit dem soften zweiten November-Lockdown geschlossen. Damit gelang es – nach den weltweit höchsten Inzidenzraten im November und teilweise Dezember (!), die ein unbedingtes Handeln erforderten – die Infektionszahlen von Mitte/ Ende Dezember bis Anfang März bei rund 1300 Fällen/ Tag zu stabilisieren. Was ein teuer erkaufter Erfolg ist und wohl auch tausende Leben gerettet hat, wenn wir etwa über die Grenzen nach Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Slowenien oder nach Italien blicken.

Tägliche Coronavirusfälle in Österreich; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/austria/

Dem Virus weitgehend seinen Lauf lassen: Brasilien

Wie es aussieht wenn die Regierung (mit Ausnahme einiger Regionalregierungen) dem Virus weitgehend freien Lauf lässt sieht man in Brasilien. Das Land mit der gegenwärtig zweithöchsten Todeszahl weltweit wies im letzten Jahr in der Regel die zweitmeisten Infektionsfälle pro Tag weltweit nach den USA aus und verzeichnet auch eine enorm hohe Todeszahl mit gegenwärtig rund 312.000 Toten (28.03.2021). Hier ist die erste Welle erst nach 5 Monaten an ihren Höhepunkt angelangt und dann erst langsam abgebbt, bis im November dann Welle zwei und dann mit den Mutationen im Februar Welle drei nahtlos an die Vorgänger angeschlossen haben. Das passiert bei einem Präsidenten und einer Regierung die keine Masken vorschreiben und auch wenige Lockdowns verhängen und wenig Priorisierung auf die Imfpung ihrer Bevölkerung legen.

Tägliche Coronavirusfälle in Brasilien; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/brazil/

Zu schöne Zahlen um wahr zu sein: Die Türkei

Aufsehen erregte die Türkei im Sommer als wiederholt kranke Urlauber aus dem Urlaub an der türkischen Riviera heim kamen, während die öffentlich bekannten Zahlen eigentlich moderat waren. Zumindest für ein so großes Land wie die Türkei. Dies relativierten dann Proteste türkischer Ärzte, die der Regierung vorwarfen, dass die Zahl der eigentlichen Corona-Infektionensfälle um ein vielfaches höher sei als öffentlich bekannt. Die folgende Grafik ist daher mit Vorsicht zu genießen, weil sie eben die öffentlichen, geschönten Zahlen abbildet.

Tägliche Coronavirusfälle in der Türkei; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/turkey/

Man sieht, dass die relativ laxe Virusbekämpfung seit Frühjahr ein konstant hohes INfektionsniveau zur Folge hatte, von welchem dann ganz linear Welle zwei und dann im Frühjahr 2021 Welle drei enstehen konnten.

Die Gnade und Strafe der Geographie: Polen

Die „Gnade“ der Geographie, beziehungsweise ihre relativ geringere ökonomische Eingebundenheit in den Welthandel und nach Westeuropa hatten zur Folge das Polen (wie auch Tschechien) bis September relativ vom Virus verschont geblieben sind. Nun weist das Land aber eine der weltweit höchsten Infektionsraten aus, die aktuell bei über 30.000 Fällen am Tag liegen. Was schade ist, denn eine effektive Zero-Covid Strategie ab dem September hätte in Polen vielleicht einen Großteil der bisher rund 52.000 Corona- Toten verhindern können.

Tägliche Coronavirusfälle in Polen; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/poland/

Die Strafe der Geographie ist hier wohl, dass aufgrund der geringen Betroffenheit bis Herbst, die Bedrohung wenig ernst genommen wurde. Was nun mit einer umso sprunghafteren Verbreitung und in der Folge einer enormen Todeszahl von bald der Hälfte Italiens zu Buche schlägt.

Der Triglav – spät aber dann gleich dreimal heftig: Tschechien

Zuerst quasi lange gar nicht betroffen, aber dann gleich mit drei enormen Wellen in 6 Monaten konfrontiert wurde Tschechien. Was in Europa ein ziemlich einzigartiger Fall (zumindest in diesem Blogpost hier) ist. Der Preis dieses Dreigestirns an Infektionswellen im Zweimonatstakt war hoch: Stand 03.04.2021 steht Tschechien bei 1,5 Millionen erfassten Corona-Infektionen und 26.765 Todesfällen. Bei einer etwas größeren Bevölkerung ist das fast die dreifache Rate Österreichs. Ende Februar verschärfte die Regierung im Angesicht von Welle drei ihren Lockdown, der aktuell immer noch gilt. Die Bewegungsfreiheit ist auf 500 Meter um die eigene Wohnung eingeschränkt. Kontrolliert wird das alles von der Polizei und 5000 Soldaten.Der Einzelhandel ist geschlossen, Firmen haben Maskenpflicht am Arbeitsplatz und regelmäßige Tests vorgeschrieben bekommen.

All dies wurde freilich von politischen Tumulten und Unwillen in der Bevölkerung begleitet, weil die Regierung Babis viele Fehler eingestehen musste und das Parlament deshalb gar keinen Lockdown beschließen wollte, denn man war der Ansicht das schon der softere Lockdown für die zweite Welle nicht verfassungsgemäß zustandegekommen war.

Tägliche Coronavirusfälle in Tschechien; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/czech-republic/

Österreichs übrige Nachbarschaft: Mitteleuropa als weltweiter Virus-Hotspot

Betrachtet man Österreichs unmittelbare Nachbarschaft und hat die weltweiten Infektions- und Todesstatistiken bei COVID-19 im Blick, dann ergibt sich ein düsteres Bild (Stand 03.04.2021). Denn bei den Corona-Fällen pro Kopf landen Tschechien (Nr. 3), Slowenien (Nr. 6) in den Top-10 der am schlimmsten betroffenen Staaten weltweit! Betrachtet man nun die Corona-Todesfälle pro Kopf sind mit Tschechien (Nr. 2), Ungarn (Nr. 4), Slowenien (Nr. 8), Italien (Nr. 12), Slowakei (Nr. 13) gleich fünf Nachbarländer Österreichs unter den 13 am schlimmsten betroffenen Ländern weltweit ! Es ist also in der europäischen Nachbarschaft Österreichs einiges schief gegangen! Österreich liegt in letzterer Statistik (Todesfälle/Kopf) übrigens auf Rang 37.

Hier nun ein Überblick über die Infektionskurven der schwer getroffenen Länder Ungarn, Slowakei, Slowenien und der Schweiz.

Ungarn

Tägliche Coronavirusfälle in Ungarn; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/hungary/

Slowakei

Tägliche Coronavirusfälle in der Slowakei; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/slovakia/

Slowenien

Tägliche Coronavirusfälle in Slowenien; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/slovenia/

Schweiz

Tägliche Coronavirusfälle in der Schweiz; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/switzerland/

Die drei Wellen wie im Bilderbuch: Japan

Wie man Covid erfolgreich immer wieder eindämmt zeigt das dicht besiedelte Japan, dass freilich auch von seiner Insellage und damit relativer Abgeschiedenheit von der Welt profitiert. Alle bis dato drei Wellen wurden bei moderaten Niveaus (für das 140 Millionen-Einwohner-Land) eingedämmt.

Tägliche Coronavirusfälle in Japan; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/japan/

Nun sorgen aber die anstehenden olympischen Sommerspiele dieses Jahr für Unmut in Japan, da die Bevölkerung – gerade konfrontiert mit Lockdowns um Welle 4 abzuschwächen – wenig Lust verspürt sich durch die Events mit ausländischen Besuchern neue potentielle Gefahrenquellen ins dicht besiedelte Land zu holen.

Zero-Covid oder es geht auch anders : Neuseeland und Australien

Wie die asiatischen Flächenländer China und Vietnam haben sich die Inseln Neuseeland und Australien (aka Kontinent) für eine Zero-Covid Strategie entschieden. Das Virus soll also ausradiert werden, sobald es auftritt. Quarantänen werden rasch verhängt und Städte und Regionen abgeriegelt. Australien verbot teilweise sogar die Reise zwischen den einzelnen Bundesstaaten. Es gibt dazu Einreiseverbote für Ausländer & Touristen und Staatsbürger müssen in die Pflicht-Quarantäne bei ihrer Rückreise in die Heimat. Trotz allem lassen sich aber kleinere Cluster nicht immer vermeiden, wie die folgenden Beispiele zeigen. Dann wird aber in der Regel mit kurzen harten Lockdowns reagiert und ganze Städte auch schnell abgeriegelt. Melbourne und Auckland können ein Lied davon singen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist dabei hoch, schließlich ist sonst alles geöffnet – von der Gastronomie bis zu Bars und Fitnessstudios.

Wie die folgenden Grafiken schön zeigen, kann man in Neuseeland nicht von Wellen sprechen. Die Fälle gehen hier nicht in die tausenden, oder zehntausenden, sondern der Maximalanstieg Anfang 2021 lag in Neuseeland bei rund 25 Fällen am Tag. Am Höhepunkt der ersten und einzigen Welle im März lag man bei 150 Fällen am Tag.

Neuseeland

Tägliche Coronavirusfälle in Neuseeland; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/new-zealand/

Australien hatte im Gegensatz zu Neuseeland in seinen Wintermonaten 2020 eine zweite Welle, seitdem regiert aber auch hier die Zero-Covid Strategie. Relativ erfolgreich wie die Grafik zeigt. Und das trotz zweier Vier-Millionen-Metropolen die relativ dicht besiedelt sind (Melbourne, Sydney).

Australien

Tägliche Coronavirusfälle in Australien; Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/country/australia/

Sauer sind die Menschen dort übrigens nicht auf ihre Regierungen, sondern auf Mitbürger die Kontakte verschweigen und mit ihrer Nicht-Kooperation einen lokalen Lockdown auslösen.

Fazit

Im Rückblick hätte man wohl ab September eine Zero-Covid-Strategie in Europa fahren müssen, begleitet von strengen internen Grenzkontrollen. So hätte man sich das Massensterben im Herbst plus Halbjahreslockdowns bis ins Frühjahr 2021 vielleicht ersparen können. Der enorme wirtschaftliche Preis hierzulande im Vergleich zu den USA, Australien, China spricht Bände. Die Personenfreizügigkeit des Schengensystems, dass aktuell vielfach teilweise ohnehin außer Kraft gesetzt ist (etwa Slowenen-Österreich; Bayern-Tirol, Tschechien-Österreich et cetera) hat sich hier als nachteilig bei der Virusbekämpfung erwiesen. Wie auch die EU-Beschaffung der Virusdosen – wenn man die USA, Großbritannien oder Israel als westliche Referenzwerte nimmt.

Die Europäer spotten zwar gerne über Trump, ihre Mitgliedsstaaten liegen pro Kopf aber vielfach vor den USA und die Bilanz ist gesundheitspolitisch und wirtschaftlich durchaus verheerend. In der EU infizierten sich Stand Anfang April mehr als 26 Millionen Menschen mit dem Virus und es kam zu 610 455 Todesfällen. Damit verzeichnete man bis dato zwar weniger Infektionen, aber mehr Todesfälle als die USA. Das ganze freilich ohne Großbritannien mit zu berücksichtigen, dass ja seit Jahreswechsel kein Teil der EU mehr ist. Aber es davor noch war ! Mit Großbritannien wären die Zahlen noch einmal bedeutend höher (30 Millionen+ Infektionen; 740.000 Todesfälle). Mit der lahmenden Wirtschaft und dieser Virusbilanz gibt es in Europa und dabei insbesondere in Brüssel wenig zu feiern.

Links & Quellen

https://www.worldometers.info/coronavirus/

https://ourworldindata.org/covid-vaccinations

https://www.diepresse.com/5945357/das-radikale-lockdown-modell-neuseelands

https://www.unionesarda.it/de/articolo/news/italia/2021/03/11/pasqua-in-zona-rossa-e-proroga-del-divieto-di-spostamenti-in-arri-137-1125075.html

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-zahlen-der-sorgenvolle-blick-zu-den-nachbarn-drei-szenarien-fuer-deutschland-a-0c1d2986-9131-4f77-9743-f51671a8e40d

https://www.wiwo.de/politik/deutschland/coronakrise-ein-jahr-im-lockdown/26999586.html

https://www.derstandard.at/story/2000124663641/oesterreich-ist-corona-testweltmeister-aber-bringt-das-wirklich-viel

https://www.trend.at/politik/oesterreich-lockdown-schritten-11880717

https://orf.at/stories/3207469/

https://www.tagesschau.de/ausland/tschechien-corona-tote-103.html

https://www.rnd.de/gesundheit/corona-weltweit-so-ist-akutell-die-lage-in-anderen-landern-NDDVZ3SFCBAQDDMBXXHBF3HMBU.html

https://www.ecdc.europa.eu/en/cases-2019-ncov-eueea

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