Covid-19 / Corona – Wer bekommt die Impfung wann?

Eine spannende Frage für die Politik, die Wirtschaft und das normale Leben der meisten Menschen in den nächsten Jahren wird die folgende sein: „Wer bekommt wann die Impfung gegen Covid-19 aka das Corona-Virus?“ Vorausgesetzt natürlich es gelingt den Forschern auf der Welt einen guten und wirksamen Impfstoff zu finden! Garantie dafür gibt es freilich keine.

Die Beantwortung dieser Frage wird jedenfalls entscheiden welches Land früher und damit gestärkt aus der Pandemie hervorgehen kann. Die Länder mit früherem Zugriff auf den Covid-19 Impfstoff werden ihren Bürgern und ihrer Wirtschaft früher alle Freiheiten zurückgeben können. Und dies wird massive ökonomische Auswirkungen haben, wie wir es jetzt schon sehen können. Argentinien oder Südafrika haben nach westlichem Vorbild früh den Lockdown mitgemacht, sind nun aber trotzdem mit steigenden Infektionszahlen konfrontiert. Und das während gleichzeitig ihre Bevölkerungen müde von den Beschränkungen ist. Österreich auf der anderen Seite konnte durch gutes Krisenmanagement bereits die Wirtschaft hochfahren und so weiteren Unmut der Bürger vermeiden. Der wirtschaftliche Einbruch wird sich daher in Deutschland wie Österreich drastisch von Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien unterscheiden.

Es macht also einen enormen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geopolitischen Unterschied früher als andere Staaten gegen Covid-19 immun zu sein. Der Spiegel (20.06.2020) titelt dramatisch mit „Weltkrieg im Labor“, als er von dem gegenwärtigen weltweiten Wettlauf in der Impfstoffforschung berichtete:

Impfstoff bedeute für beide Weltmächte (USA und China) weit mehr als nur technologisches Prestige. Er könnte ein politisches Druckmittel werden, ein Machtfaktor ähnlich wie Erdöl. Die Frage, wer über diese essenzielle Ressource verfügt, kann alte Allianzen beenden und neue begründen !

Der Spiegel Nr. 26 / 20.6.2020: S. 90ff.
Covid 19 – Impfung (Symbolbild); Quelle: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2064938-Coronavirus-Impfstoff-in-der-Zielgeraden.html

Leben mit dem Virus

Wie die neuen Lockdowns in den vom Covid-19 betroffenen deutschen Landkreisen Gütersloh und Warendorf zeigen ist das Virus aber auch bei uns im deutschsprachigen Raum noch nicht überwunden und nur temporär unter Kontrolle. Gefährliche Ausbrüche, die in ein paar Wochen wieder alles bisher Erreichte und damit letztlich das Gesundheitssystem gefährden, sind jederzeit möglich. Israel – einst selbst Musterschüler bei der Bekämpfung des Virus – ist dafür gerade ein warnendes Beispiel. Dort wuchsen die täglichen Covid 19- Fallzahlen von nur mehr 16 Fällen Mitte Mai auf weit über 300 heute an.

Es ist daher wirtschaftlich wie gesundheitspolitisch essentiell so früh als möglich soviel Covid-19 Impfstoff zur Verfügung zu haben wie nötig, um in einer koordinierten Strategie das eigene Land zu immunisieren, um weitere Ausbrüche und damit Tod, Leiden und wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. Internationale Politiker wie US-Präsident Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu (neben vielen anderen) haben das früh erkannt – was insbesondere bei dieser Schlagzeile im März für alle Welt einmal mehr als deutlich wurde:

Corona-Impfstoff: Trump will Exklusiv-Rechte für USA

https://www.merkur.de/politik/corona-trump-impfstoff-curevac-merkel-seehofer-twitter-news-usa-deutschland-sars-cov-2-krise-zr-13599341.html

Die Verteilung des Impfstoffes

In Deutschlands und Österreichs Online-Foren wurde damals leidenschaftlich auf Präsident Trump verbal eingedroschen, doch es lässt sich das Faktum nicht aus der Welt schaffen, dass es nicht ausreichend Materalien und Ressourcen gibt um für alle Erdenbürger rasch und gleichzeitig eine Covid-19 Impfung bereitzustellen. Eine „faire“ Verteilung gibt es also zunächst nicht und wird es wahrscheinlich auf mehrere Jahre nicht geben. Der weltweite Bedarf wird mindestens sechs 6 Milliarden Impfdosen überschreiten. Im Falle einer nur ein- oder zweijährigen Wirksamkeit wird der Bedarf dementsprechend noch einmal das doppelte oder dreifache über einen Dreijahreszeitraum betragen.

Abgesehen davon wäre diese wahrscheinlich auch nicht die sinnvollste und praktikabelste Methode, schlicht weil dann eventuell alle Länder zu wenig Covid-19 Impfstoff hätten um eine ausreichende Anzahl ihrer Bürger zu immunisieren. Anstelle das Virus effektiv Land für Land auszurotten, wie es auch bei anderen Krankheiten weltweit so praktiziert wird. Rund 300 Mio. Impfdosen haben die USA bereits auf gut Glück (!) vorbestellt und die Europäer sogar weitere 400 Mio.

Die neue Geostrategie

Es mag also nicht sehr sympathisch wirken, wenn sich reiche Staaten Exklusiv-Rechte am Covid-19 Impfstoff sichern, es wird aber unzweifelhaft so kommen. Die wirtschaftlichen Vorteile der Vorreiter werden dementsprechend groß sein. Wir als Westen stehen umso mehr unter dem Zugzwang unseres mittlerweile gefährlich großen Rivalen – der Volksrepublik China. Eine verantwortungsvolle westliche Politik besteht deshalb auch darin der Volksrepublik so wenig Chance wie möglich zu geben ihre wirtschaftliche Expansion auf Kosten der von Covid-19 gebeutelten übrigen entwickelten Welt weiter voranzutrieben. Dies wäre alleine im Hinblick auf die Tatsache hin schon äußerst zu vermeiden, nachdem China das Covid-19 Virus der Welt ja erst eingebrockt hat. China verabsäumte zu Beginn fahrlässig wochenlang die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und damit die restliche Welt über die Gefahr aufzuklären.

Also was tun? Wir in Europa haben das Glück in einem der drei Hotspots der Welt (neben den USA und China) zu leben, die in der Impfstoffforschung führend sind. Gleichzeitig beziehen wir aber seit Jahren fast alle Grundstoff-Ressourcen aus Indien und China um diese zu erzeugen. Es ist daher essentiell zusätzlich zu den Covid 19-Sonderbudgets in der Forschung und Entwicklung auch strategisch in diese Ressourcen zu investieren. Wir müssen Verträge mit den großen Herstellern von Arzneimitteln abzuschließen, bei denen die Erfolgswahrscheinlichkeit für eine effektive Covid-19 – Impfung am besten ist. Außerdem sollte auch die massive Abhängigkeit von Indien und China verringert werden, was die Basisbausteine der Impfstoffe betrifft. Ansonsten werde diese Länder nämlich ihrerseits Druck zu Ihrem persönlichen Vorteil auf Kosten Europas und der USA ausüben.

Schaut man in die Presse vom 03.Juli 2020 siehts für die EU allerdings wieder mal schlecht aus, wie die folgende Schlagzeile unmissverständlich klarstellt:

Trump bremst die EU erneut aus

Die Presse (03.07.2020): S. 1

Was macht eigentlich die EU?

Während die EU offensichtlich schläft und abseits glorreicher Reden über europäische Kooperation nicht weiter erfolgreich hervorsticht, haben die USA sämtliche Bestände des Medikaments Remdesivir bis kommenden September pauschal einfach aufgekauft. Am Mittwoch, dem 01.07, war man im Brüssel von diesem Coup der Amerikaner böse überrascht und keiner der drei, bei einer Pressekonferenz anwesendenden, Kommissare wollte sich partout dazu äußern. Auch später hieß es lediglich das die Kommission nicht mit Gilead, den Herstellern des Medikaments, in Verhandlungen stehen würde – aber mit diesen sprechen würde?! Wer immer das verstehen mag…

Tatsache ist wohl, das die EU einmal mehr in ihren vermeintlichen Kernkompetenzen (internationale Kooperation, gemeinsames Auftreten auf globaler Ebene, innereuropäische Koordination) versagt. Stattdessen gibt es Lichtblicke und verantwortliches Handeln einmal mehr auf nationalstaatlicher Ebene abseits von Brüssel – verfügen hier doch zumindest ein paar Länder wie Deutschland und die Niederlande noch über ausreichende Reserven an dem Medikament. Remdesivir hat sich laut Experten insofern bewährt, als as es die Covid-19 Erkrankung verkürzt.

Fazit

Auch Remdesivir ist vielleicht nicht die Lösung und seine Anwendung kein Allheilmittel. Die Entwicklung um das Medikament zeigt symbolhaft auf wie es derzeit und zukünftig auf der Welt laufen wird! Andere Länder handeln und die Europäer rätseln zu oft ganz österreichisch: „Ja dürfen´s den das?Im globalen Kampf um die Ressourcen sind bei einer Pandemie eben Pharma und Biotech-Konzerne der Schlüssel zu Wohlstand UND Wohlbefinden (!).

US-Präsident Trump hat diese schon lange erkannt. China nimmt ebensowenig Rücksicht auf Europa, wie es die reichen Golfstaaten und andere Länder tun werden. Jeder handelt unilateral wenn er selbst einen Zugriff das rettende Medikament bekommen kann. Deshalb heißt es für Europa neben der Entwicklung auch strategisch zu handeln und sich Medikamenten-Tranchen zu sichern. Realpolitik statt ideologischer Träumereien und großer Reden über Fairness. Abschließend noch zu einem der wirtschaftlichen Aspekte der „neuen Ressourcen“ die nun weltweit zählen: Remdesivir kostet laut Gilead 2100 Euro pro Behandlungszyklus. Sechs dieser Zyklen werden laut US-Regierung im Durchschnitt pro Patient gebraucht.

Attraktivität im 21. Jahrhundert wird künftig auch davon abhängen, wie das jeweilige Land und System es vermag seinen Bürgern die besten Medikamente und die beste verfügbare Behandlung bereitzustellen. Als Ergänzung zu Institutionen die in der Lage sind eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise erfolgreich zu managen.

Quellen und weiterführende Links

New York Times: The Race to Develop a Covid Vaccine (22.06.2020)

https://www.handelsblatt.com/politik/international/coronavirus-steigende-infektionszahlen-israel-bereitet-sich-auf-eine-zweite-welle-vor/25939994.html?ticket=ST-584038-e5IiwlAlHrUpxApFTt4v-ap2

https://www.merkur.de/politik/corona-trump-impfstoff-curevac-merkel-seehofer-twitter-news-usa-deutschland-sars-cov-2-krise-zr-13599341.html

Der Spiegel: „Weltkrieg im Labor“; Der Spiegel Nr. 26 / 20.6.2020: S. 90ff.

Die Presse (03.07.2020): Trump bremst die EU erneut aus: S. 1f.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2064938-Coronavirus-Impfstoff-in-der-Zielgeraden.html