Das Corona- Jahr 2020: 15 Lehren aus der Pandemie

Das Pandemiejahr 2020 ist überstanden, deshalb wollen wir vom März nun ein erstes zeithistorisches Resümee über den Umgang der Welt mit dem Corona-Virus ziehen. Wir haben dabei 15 Lehren aus der Pandemie gezogen und diese zum Thema dieses Artikels gemacht !

Für einen graphischen Vergleich der Infektionskurven diverser Länder 2020/2021 empfehlen wir folgenden Artikel: https://www.dermaerz.at/coronavirus-bekaempfung-im-vergleich-flattening-the-curve/

1. Der westliche Individualismus wird zum Egoismus

Gegen jede Corona-bedingte Einschränkung formte sich bald Widerstand, totale kollektive Kooperation gab es nur in den ersten beiden angsterfüllten Monaten. Dort funktionierten dann noch die harten Lockdowns, anders als im Herbst. Aber auch im Frühjahr zeigten etwa Bilder aus Italien wie ungerührt flaniert wurde, während gleichzeitig bereits Leichenwagenfahrer und Totengräber in der Lombardei Sonderschichten einlegen mussten. Und das Virus im Land fröhlich grasierte. Was zu diesem wunderbaren Video der schreienden italienischen Bürgermeister führte:

Das Corona-Virus wurde also allerorten ausgeblendet bis es vor Ort war. Jede Maßnahme dagegen konnte erst 5 vor 12 getroffen werden, da den westlichen Bevölkerungen rechtzeitig keine Zumutungen „zugemutet werden konnten“. Den oft so beschworenen westlichen Solidaritätsgedanken vermisste man also genau dann in dieser Krise, als es am notwendigsten gewesen wäre. Aus dem „Schützen wir uns gegenseitig und die vulnerablen Gruppen“, wurde ein „Warum soll ICH mich an Regeln halten„.

Die Übersterblichkeit wurde – solange es geht – im Herbst negiert, im persönlichen Gespräch und im Onlineforum gerne geleugnet und dann als sie faktisch war ignoriert. Sobald die Fakten klar wurden. Hauptsache man konnte den eigenen Individualismus so lang wie möglich ausleben, dem weihnachtlichen Konsum und den persönlichen Interessen lange genug frönen. „Es ist doch bloß eine Grippe“ – Ein faktisch falscher Satz, der von Kleingeistern und Verschwörungstheoretikern auch dann noch gebetsmühlenartig wiederholt wurde, als für jeden Beobachter längst klar war, dass hier eine viel höhere Sterblichkeit und Übertragbarkeitswahrscheinlichkeit im Vergleich zur Grippe vorlag.

2. Der „Dagegen“-Reflex kommt immer

Nach 7 Wochen in kritikloser Angststarre im März und April sind die Oppositionsparteien, Medien und Bevölkerungen zu einem ausgeprägten „Dagegen“-Reflex zurückgekehrt. Kaum eine Regierungsmaßnahme seit Mai wird befürwortet, dagegen pochte die Opposition auf (zu) rasche Lockerungen bis in den Herbst, um die Regierung dann für den späten Lockdown im November zu schelten. Schließungen von Schulen und Gastronomie – obwohl laut vielen internationalen Studien von zentraler Bedeutung zur Reduktion des Infektionsgeschehens – waren heiße Kritikpunkte der Opposition.

Da verbrannte sich besonders NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger politisch, die ihren klitzekleinen Beitrag zur 2ten Welle damit geleistet hat. Indem sie sich mit aller medialen Wucht viel zu lange populistisch gegen den Lockdown in den Schulen stemmte, als das massive Sterben in der zweiten Welle schon erkenntlich begonnen hatte. Um sich dann medienwirksam kritisch auf die hohen Todeszahlen zu stürzen (Österreich war im November/Dezember das Land mit der höchsten Sterblichkeit weltweit), nachdem entgegen ihrem Willen alles geschlossen wurde.

Auch in der Bevölkerung sammelte sich bis zu einem starken Drittel der Menschen hinter verschiedensten Corona-Verschwörungstheorien und lauten Kritikern der Maßnahmen! Diese verbreiteten dann Angst vor staatlichem Durchgriffen auf die Freiheitsrechte und die Menschen fielen reihenweise auf medizinische Scharlatane herein. Scharlatane wie Sucharit Bhakdi, der schon im März behauptet hatte, dass das Coronavirus keine Gefahr darstellen würde. Jeder Strohhalm wurde ergriffen, um eine komplizierte Erklärung für das völlig simple Konzept einer Pandemie zu finden. Virologen wurden entweder vereehrt oder gehasst – je nachdem was man selbst sich unter der „idealen“ Pandemiebekämpfung ausmalte.

Und ja die Regierung machte viele Fehler. Die kritikwürdig sind. Wo gehobelt wird, fallen nämlich Späne. Und in der Demokratie ist Widerspruch essentiell! Es geht aber immer um die Frage des Wie. Und um die staatspolitische Verantwortung der Opposition. Hätte man etwa bei 10.000 Fällen/Tag die Schulen offen lassen sollen? Wohl kaum – außer man heißt Beate Meinl-Reisinger.

3. Jede Form der Einschränkung ist eine (demokratische) Zumutung

Im persönlichen Gespräch und in den Onlineforen war heuer viel von „unseren Grundrechten“ die Regel. So mancher Maßnahmenkritiker lernte erstmals von der Existenz des Verfassungsgerichtshofes und untermauerte mit diesem so manche Halbwahrheiten von Coronakritikern. Denn Freiheiten und Grundrechte mussten ja wirklich eingeschränkt werden. Und dagegen sollte man NORMALERWEISE durchaus sein Wort erheben. Es blieb aber leider nicht bei einer politischen Debatte über unsere Rechte und Limits in einer Pandemie, sondern glitt schnell ins Verschwörerische ab! Das in normalen Zeiten (sic!) höchst legitime Argument der Freiheitsrechte musste nun als Vorwand und Diskursargument herhalten, um sich selbst gegenüber den kooperativen Mitmenschen und der „mächtigen“ staatlichen Exekutive wichtiger zu fühlen. Und um über die Notstandsmaßnahmen ein kritisches Urteil fällen zu können.

Als ob die Exekutive und Legislative irgendeine Lust dabei gehabt hätten bewusst und vorsätzlich Versammlungen zu beschränken, die Wirtschaft zu schädigen und Feiern abzusagen. Das alles ist doch hochgradig unpopulär und welcher Politiker möchte denn freiwillig unpopulär sein? Kanzler Kurz sicherlich nicht. Der Bundeskanzler wurde dann auch legistisch gescholten weil rasch fabrizierte Notfallsgesetze später vor dem Verfassungsgerichtshof nicht hielten, als diese längst wieder außer Kraft waren. Und er dies nonchalant eingestand. Vielleicht hätte er also so zögerlich wie Faymann 2015 reagieren sollen, dann hätte Österreich den Corona-November schon im März erlebt.

Eines der besagten Grundrechte ist übrigens das Recht auf Leben. Was zur Frage führt: Gestehen wir vulnerablen Gruppen dieses Recht denn nicht zu? Eine Isolation für diese ist leicht gefordert, lässt sich praktisch aber nur schwer umsetzen. Siehe Pflegepersonal und Angehörige. Das Recht auf Weihnachtsshopping, oder Urlaub findet man dagegen in unserer Verfassung nirgends. Trotzdem war in dieser „Zeit der Einschränkungen“ ein Corona- Sommer quasi ohne großartigere Zumutungen möglich. Eine Sperrstunde galt freilich, aber untertags ging das soziale Leben an Seen und Schwimmbädern durchaus seinen gewohnten Gang mit einer kleinen Handbremse.

4. Am besten „performt“ – leider – die asiatische Diktatur

Bei der Corona-Prävention schlugen sich bis dato drei asiatische Diktaturen mit Abstand am besten: China, Vietnam und Thailand. Alle drei Länder hielten die Infektionen ab Frühsommer quasi auf Null-Niveau. Aktuell hat der Mikrostaat Andorra (77.000 EW) mehr Coronafälle als Thailand und Vietnam zusammen (170 Mio. EW). Das hat mit einer strikten Auslöschungsstrategie zu tun, wie auch mit einer strengen Abschottungspolitik.

Diese niedrigen ostasiatischen Corona-Infektionszahlen mögen sicher teilweise geschönt sein, was aber nichts daran ändert, dass in diesen Ländern das „alte“ Leben längst wieder seinen gewohnten Gang geht, während wir im Westen von Lockdown zu Lockdown taumeln. Länder wie Vietnam und Thailand handelten auch ziemlich früh. Während man in Europa noch Karneval und Apresski feierte, schloss Vietnam nach ein paar dutzend Coronafällen bereits vorsorglich seine Schulen. Straßenzüge und Dörfer wurden bei kleineres Ausbrüchen sofort abgeriegelt. Seit März sind die Grenzen für fast alle Ausländer geschlossen und es gilt für Einreisende eine zweiwöchige Quarantäne.

Alles davon kann ein westliches Land nicht umsetzen, allerdings gilt auch hier: Frühes Handeln von Grenzschließungen über Tests und Lockdowns kann die Ausbreitung effektiv stoppen, bevor das Virus außer Kontrolle gerät. China feiert nun publikumswirksam seinen Erfolg und hält diesen der übrigen Welt vor – was freilich höchst unfair ist, weil China dem Rest der Welt einen Flächenbrand eingebrockt hat und es selbst weniger Feuer auszutreten hatte, dafür weltweit unzählige gleichzeitig anfachte. Wuhan konnte man abriegeln, die hunderten Hotspots in Europa und den USA allerdings dann nicht mehr. Dennoch hat die chinesische/vietnamesische und thailändische Strategie es geschafft das zu tun, was uns westliche Experten und unsere Mitbürger das ganze Pandemiejahr als unmöglich erklärt hatten: Das Virus lässt sich sehr wohl lokal ausrotten.

5. Die „dritte Welt“ zeigt es der übrigen Welt!

Ein Corona-Massensterben in Afrika wurde im März von Analysten erwartet, ist nun aber zum Glück ausgeblieben. Als ärmster Kontinent schlägt sich Afrika ganz im Gegenteil zu allen Voraussagen von allen Kontinenten am besten nach dem isolierten Australien in dieser Corona-Pandemie. Was wohl einerseits am warmen Klima und an der jugendlichen Demographie in Afrika liegt, aber andererseits auch an der langen Erfahrung des Kontinents mit tödlichen Krankheiten, die das Leben dort in den Tropen immer schon begleitet haben. Und es mangelt in Afrika (anders als im freien „Schengen-Europa“) nicht an geschlossenen Grenzen, wo auch wirklich kontrolliert wird. Grenzen wurden auch innerhalb des Landes gezogen: Kenia etwa unterhält beispielsweise Gesundheitscheckpoints in den Straßen seiner großen Städte. Die Krise lehrt uns daher eine neue Lektion! Nicht immer ist es angebracht als „Erste Welt“ auf die „Dritte Welt“ herabzusehen. Europa kann bei der Krankheitsprävention von anderen Kontinenten defintiv einiges lernen.

6. Die enormen sozialen Unterschiede in der Neuen Welt sind tödlich

Brasilien, Peru, Mexiko, Kolumbien, USA, Argentinien: Fast jeder zweite bis Anfang Dezember 2020 weltweit erfasste Todesfall (~45 %) kam aus diesen Ländern. Was aufzeigt wie schwach der Staatsapparat der verschiedenen amerikanischen Staaten dort einerseits ist. Andererseits erweist sich die soziale Heterogenität und der Freiheitswillen der Bevölkerungen als hinderlich. Vor allem in Kombination mit einem chaotischen Krisenmanagement. Die Krise wird so zum wirtschaftlichen wie sozialen Gradmesser und deckt auf, wie ungleich das Vermögen in der Neuen Welt verteilt ist. Und wie dieses Faktum dann über den Behandlungserfolg entscheidet. Während das Virus zuerst die global reisenden Reichen traf, grasierte es nach einiger Zeit bald landesweit und setzte sich mit tödlicher Konsequenz besonders in den Armenvierteln und den ärmsten Regionen (wie Amazonien um Manaus) fest. Dort wo es keine ausreichenden Spitäler und Gesundheitseinrichtungen gibt. Auch in Europa traf es vielfach Migranten und ethnische Minderheiten stärker als die autochthone Bevölkerung.

Homogene Nationen performten dagegen besser in der Krise: die Skandinavier (ausgenommen Schweden) sind dafür Beispiele. Auch die Japaner und Südkoreaner. Und die Osteuropäer in der ersten Welle (in der zweiten waren sie dann ob des anfänglichen Erfolgs zu fahrlässig, bzw. schlecht aufgeklärt). Je homogener und aufgeklärter ein Volk also ist, desto besser werden die Regeln auch umgesetzt. Man leistet diesen besser Folge und transportiert ein natürliches Verständnis. In Österreich wurde etwa schon während der Ankündigungen diskutiert ob im multikulturellen Wien die Verordnungen der Regierung überhaupt alle Leute erreichen könnten, die hier leben aber normalerweise mit unseren Medien und dem Staat nur wenig Interaktion haben. Österreich wurde dann auch in jenen Bezirken am stärksten getroffen, die einen hohen Anteil an internationaler Bevölkerung mit Migrationshintergrund haben.

7. Das Niveau der Verschwörungstheorien sinkt und sie werden populär

Mit dem Fortschreiten der Krise sank auch das Niveau der Verschwörungstheorien. Sprach man anfangs durchaus nicht unrichtig über einen potentiellen staatlichen „Overreach“ und war besorgt über Verhältnismäßigkeit und Freiheitsrechte, so glitt man bald in abstruseste Geschichten ab. So mancher Verschwörungstheoretiker behauptete etwa „die Eliten“ hätten das Virus selbst importiert und für ihre Zwecke instrumentalisiert . Oder das Corona gar nicht exisiteren würde und die staatliche Virusbekämpfung ein machtpolitische Fata Morgana sei. Mit irgendwelchen Hintergedanken einer internationalen Elite um Soros und Bill Gates. Was geradezu absurd ist, weil ja genau der globale Lebensstil der Eliten am meisten von den Einschränkungen betroffen ist.

„Der Wendler“ ruiniert seine Karriere wegen einer „angeblichen Pandemie“

Die Mittel- und Unterschicht findet man ja tendenziell weniger auf Fernreisen, Geschäftsreisen, in Ischgl oder in entfernteren Traumzielen in der Karibik. Der billige Kroatien- und Italienurlaub der österreichischen Unter- und Mittelschicht fand im Gegensatz dazu auch mitten in der Pandemie ohne große Einschränkungen statt. In die Türkei flogen auch einige virusbegeisterte Billigurlauber. Denen schon damals klar sein hätte müssen, was viele Tourismusländer später ungeniert eingestanden: Ihre Corona-Zahlen im Hochsommer waren geschönt bzw. getürkt. Was uns zum nächsten Punkt führt!

8. Für den Tourismus gehen Länder über Leichen

Angefangen mit Inkompetenz, Ignoranz, Gier und Schlamperei in Ischgl zeigte sich 2020, das einige Länder im Sommer ungeniert ihre Corona- Zahlen frisierten, um nur ja so viele Touristen wie möglich ins Land zu locken. Darunter fallen Kroatien und höchst prominent die Türkei Erdogans. Letztere gestand nach der Kritik eigener Ärzte ein, dass sie etwa asymptomatische Fälle nicht in ihren Statistiken zählen würde (was jedes andere Land tut). Auch anderwärtig wurden die Statistiken frisiert – glaubt man türkischen Ärzten.

Dies hatte drastische Auswirkungen! Laut einem Zeitungsbericht war beispielsweise im Oktober 2020 einer von fünf israelischen Urlaubsrückkehrern nach einem Türkeiurlaub positiv getestet worden. Während das Land nicht übermäßig aus der Statistik hervorstach, musste also das Virus unter der Oberfläche breitflächig grasiert sein. Auch Kroatien verhängte laut Berichten im Tourismussommer 2020 bei Einheimischen lieber Quarantänen bei Verdachtsfällen, ohne Testungen (und damit Bestätigungen der Krankheit) vorzunehmen.

9. Trump wäre 2020 mit einem „Landslide“ ohne Pandemie wiedergewählt worden

Nach über 300.000 Toten und einem völligen Missmanagement der Coronakrise gaben bei 150 Millionen Wählern lediglich rund 69.000 Wähler in 4 Swing States letztlich den Ausschlag für Joe Biden. Was bedeutet, dass wenn sich nur 35.000 von ihnen (allesamt in konsvervativen Staaten) umentschieden hätten, Trump als Präsident wiedergewählt worden wäre. Und das bei der größten linken Mobilisierung seit 100 Jahren, wo jeder liberale US-Wähler zu den Urnen strömte.

Man darf also ohne Illusionen davon ausgehen, dass mit der boomenden Wirtschaft des Februar 2020 und seiner anhaltenden Popularität im eigenen Lager der Republikaner, Trump ohne die Pandemie wiedergewählt worden wäre! Ebenso hätte er die Wiederwahl geschafft, wenn er sich ein klein wenig empathischer als Krisenmanager und Kümmerer präsentiert hätte.

10. Die EU hat völlig versagt in ihrer koordinativen „europäischen“ Rolle

Abgesehen davon das die EU in das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) dutzende Millionen hineinpumpte und dieses völlig versagte, scheiterte Brüssel auch politisch auf ganzer Linie. In der Krise kämpfte jedes Land für sich und man verfolgte in den Nachrichten wie Beamten in Brüssel und die Kommission hilflos dabei zusahen. Wie sie nach kosmetischen EU-Maßnahmen Ausschau hielten, um irgendwie relevant zu bleiben. Da wurden dann Grenzschließungen im Schengenraum nachträglich erlaubt oder man kam viel zu spät mit einem Kriterienkatalog für Risikoländer daher. Frontex hat wieder einmal seine Unfähigkeit bewiesen, denn zum Grenzschutz sollte doch wohl auch ein Quarantänekonzept gehören. Das klare Abschottungsmaßnahmen an den Außengrenzen vorsieht.

Impfbestellungen verabsäumte die EU Monate lang, während sich die USA, Israel und Großbritannien großzügig eindeckten. Da fragt man sich schon, was die Bürokraten in Brüssel eigentlich zuwege bringen wenn sie einmal kollektiv gefordert sind.

Dann legte Brüssel im Sommer – wohl als Ehrenrettung – einen gemeinsamen Krisenfonds auf, der sich dann aber lange verzögerte und den man vermutlich erst 2022 auszahlen wird. Und dann für „grüne“ Projekte und Infrastruktur im Idealfall, was aber bedeuten wird, dass wieder genügend Länder an der Anzahl der eingereichten Projekte scheitern werden. Und Hilfen dann nicht ausgezahlt werden können. Oder Gelder lieber verschwendet werden, als sie sinnvoll einzusetzen. Italien ist da ein wunderbares Beispiel. Dort forderte man als Erster Hilfen ein, zerstritt sich dann aber hoffnungslos politisch, als diese zugesagt wurden.

Rasche effektive Krisenhilfe schaut jedenfalls anders aus! Die EU kann hier bei weitem nicht die Nationalstaaten auch nur irgendwie substituieren. Da kann man sich an der Obama-Administration nach der Finanzkrise 2008 ein Beispiel nehmen, als diese die Wirtschaft mit einem Billionenpaket auffing und wieder auf Wachstumskurs brachte. Das europäische Zinsniveau ist übrigens total niedrig: Wofür also brauchen Länder wie Italien Kredite von der EU?

11. Pazifische Insel müsste man sein

Neuseeland, Hawaii, Australien, Taiwan, Japan – Insel im Pazifik müsste man sein, wenn man halbwegs sicher eine weltweite Pandemie überstehen möchte. Mit halbwegs disziplinierten Bevölkerungen ließ sich hier das Virus gut kontrollieren und über Einreisequarantänen ausrotten. Es könnte also auch heißen: ein funktionierendes Grenzregime sollte man in der Pandemie haben.

12. Europa steht bei den meisten Zahlen am schlechtesten da

Schaut man sich die Todeszahlen pro Kopf an, wird das europäische Versagen in der Pandemie überaus deutlich: Ganze 13 der schlechtesten 15 Länder liegen in Europa (Stand 19.12.2020). Auch in absoluten Zahlen finden sich 5 von 10 Ländern mit den meisten Todeszahlen in Europa (inklusive Russlands).

Länder sortiert nach Todeszahlen/Kopf (Stand 19.12.2020)
Todeszahlen absolut (Stand 19.12.2020)

13. Lockdown: Der Erfolg negiert die Gefahr und bestärkt die Kritiker aka das „Präventionsparadoxon“

Nach dem in Relation glimpflichen Ausgang des 1. Lockdowns in Österreich waren viele Kritiker bestärkt: Mit Kanonen wurde auf Spatzen geschossen. War doch alles nicht notwendig. So wie der Krieg frisst nämlich letztlich auch der Erfolg in der Pandemiebekämpfung seine Kinder, ergo seine politisch Verantwortlichen. Was einst in der Gefahr hochgejubelt wurde, war später nun ein staatspolitischer Übergriff einer Regierung, die mehr Macht wollte. Eh-schon-wissen. Statt 9 Millionen Fussballtrainern hat Österreich nun 9 Millionen Pandemieexperten.

Das ganze subsummiert man unter dem Begriff Präventionsparadoxon. Die Kernaussage des Präventionsparadoxon lautet dabei: Eine präventive Maßnahme, die für Bevölkerung und Gemeinschaften einen hohen Nutzen bringt, ist dem einzelnen oft so aber nicht ersichtlich. Schlicht weil das Worst Case Szenario nicht eintritt und deshalb bei den Gesunden nur die Belastungen, die Zumutungen der Prävention in Erinnerung bleiben (Social Distancing, Lockdown).

Wird etwa gegen Corona bald breitenwirksam geimpft sinkt in der Folge natürlich die Inzidenz der Ansteckungen. Die Bevölkerung wiegt sich immer mehr in Sicherheit („Pandemie vorbei“) und verliert allmählich das klinische Bild der Erkrankung im eigenen Bewusstsein. Dann kommen mit neuer Energie die Impfgegner auf, argumentieren gegen die gefühlt nun „unnötige Impfung“. Ergo lassen sich weniger Leute impfen, wodurch wieder mehr Ausbrüche der Krankheit unter den Gesunden nicht Geimpften die Folge sind. Was dann wieder die Impfbereitschaft steigen wird – aber zeitverzögert.

14. Kleinreden lässt sich eine Pandemie nicht: Die Länder haben versagt

Von Trump, über die Ischgler Gemeinde, Tiroler Behörden, bis hin zu Kärntens Landeshauptmann Kaiser: Klein- und Wegreden lässt sich eine Pandemie nicht. Steht man heute gut da und fordert für sich Erleichterungen und einen Sonderweg, kann schon morgen alles anders sein. So sprang Kärnten vom letzten Platz (März-Oktober) im November/ Dezember auf den ersten Platz im Bundesländervergleich der meisten Coronafälle pro Kopf. Der sommerliche Anführer der „Lockeranten“ Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) wurde dann ganz kleinlaut als „sein“ Kärnten von nur 17 Todesfällen (Stand Anfang November) auf bald 400 sich im Dezember erschreckend hoch katapultierte.

Todeszahlen in Kärnten: Von 17 Todesfällen (1.11) auf fast 400 (17.12); Quelle: https://coronatracker.at/kaernten

Österreich, die Schweiz wie auch Deutschland zeigen also eines: Der Föderalismus kanns nicht richten. Die roten Regierungen in Ländern wie Wien und Kärnten haben (wie die konservative Westachse Anfang März) sinnvolle, präventive Maßnahmen des Bundes politisch sabotiert oder verzögert. Und dabei generell die Glaubwürdigkeit der Regierung populistisch untergraben. Den Pandemieskeptikern, den Covidioten, wurde im Zuge dessen mehr Diskussionsraum als nötig gegeben. Eigenständige Bundesländer und Kantone sind in ihrer Pandemiebekämpfung also kein Erfolgsrezept. Merkel zuzusehen, wie sie wochenlang darum rang die deutschen Bundesländer mit emotionalen Reden auf Linie zu bringen, wirkte doch einigermaßen skurril. Eine Pandemie benötigt letztlich ein zentrales Management durch Gesundheitsexperten in den Bundesbehörden. Die österreichischen Länder schaffen ja nicht einmal die Kontaktnachverfolgung, das berühmte neudeutsche „Contact-Tracing“.

15. Frühe Sperrstunden und Schulschließungen: Das staatspolitische Versagen der demokratischen Opposition

SPÖ, FPÖ und NEOS stachen hier hervor, wie sie diese zwei Themen erfolgreich gegen die Regierung im September/ Oktober instrumentalisierten. Und ihr Recht auf einen demokratischen Diskurs missbrauchten, um eine Präventionsdebatte zu verschleppen, bis das Virus dann im November zum Flächenfeuer mutierte. Dem nur mehr mit einer Riege von Lockdowns beizukommen war. Staatspolitische Verantwortung schaut anders aus, als verärgerten Eltern das Wort zu reden. Man hätte stattdessen die Fehler der Regierung in Pflegeheimen aufgreifen müssen und konstruktive Kritik leisten sollen, anstatt sich an der Gastronomie und den Schulen festzubeißen. Was natürlich schwer fällt, weil das ja emotionale Themen sind, wo eine Opposition immer glaubt punkten zu können. Zum Wirtn und zur Schule hat jeder Österreicher eine Meinung.

Statt in der Jahrhundertpandemie konstruktiv zu sein lieferte Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker den SPÖ-affinen Wählern politische Kalauer um Kalauer. Und stritt sich mit Nehammer übers „Wien-Bashing“ (eine bekannte rote Kommunikationsstrategie), anstelle hinter den Kulissen gut zu kooperieren. Statt sich um ein gutes Management der Krise zu bemühen. Sein „Wien versus die Bundesregierung“ beigeisterte so manchen linken Beobachter, wenngleich das Theater geradzu peinlich absurd und höchst verfehlt war. Hacker wollte gar in der größten Pandemie seit 100 Jahren aus der Corona-Gesundheitskoordinationsstelle im Innenministerium aussteigen. Bis ihn sein Chef Bürgermeister Ludwig peinlich berührt zurückpfiff.

Dabei schaffte Hacker – wie seine anderen Kollegen in den Ländern – nicht einmal in 7 Monaten genügend Mitarbeiter zum Telefonieren zu organisieren. Um sich dann zu rechtfertigen, dass kein Bundesland im Oktober mehr die Mehrheit der Fälle zurückverfolgen könne. Ergo das Wien nicht alleine im Regen der Pandemie stehen würde. Auf Corona- „Neudeutsch“ sei ihm in Vertretung der gesamten Opposition in Österreich gesagt: Well done!

Links

https://www.worldometers.info/coronavirus/

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-faktencheck-bhakdi-100.html

https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-08/coronavirus-vietnam-zweite-welle-lockdown

https://www.janglo.net/item/5mB61fj5dSA