Der Master-Macher: Das System Prof. Peter Filzmaier

Andi Babler, Karl Nehammer und FPÖ Generalsekretär Christian Hafenecker haben eines gemeimsam: Sie haben keinen Bachelor als akademischen Grad vorzuweisen, aber dafür einen Master-Titel. Was den studierten Österreicher eigentlich irritieren sollte, schließlich ist bzw. sollte der Bachelor ja in der Regel Voraussetzung für den Master sein. Dieses Faktum ist bei diesen drei Politikern freilich kein Zufall, denn sie sind die Produkte des gleichen millionenschweren Systems: Des Systems Peter Filzmaier !

Prof. Peter Filzmaier ist nämlich nicht nur der sympathische Politanalyst aus der ZIB, sondern auch Unternehmensberater, Uniprofessor, Studiengangsentwickler, Krone-Kolumnist, Buchautor, Podcaster und Standup-Unterhalter. Das führt dazu, dass Filzmaier an politischen Vorkommnissen gleich mehrfach verdient: Zuerst hat Babler den Mastertitel in politischer Kommunikation in dem von ihm konzipierten kostenpflichtigen Lehrgang gemacht, dann tritt Babler mit einer (filzmaierschen) politischen Kommunikationsstrategie im Sommergespräch auf, schlussendlich wird diese von (erraten!) Prof. Filzmaier in der ZIB2 seziert. Die Fragen stellte mit Martin Thür ebenfalls ein Filzmaier-Master-Absolvent. Eine Analyse des Gesprächs findet sich dann womöglich auch in der Filzmaier-Kolumne in der Krone. Wie vermutlich auch als Exempel in einem filzmaierschen Uni-Kurs. Außerdem coacht Filzmaier Unternehmen wie diese analog zu Politikern, um ihnen zu zeigen, wie sie mit Politik und Öffentlichkeit bestmöglich interagieren sollten.

Spottete man im 30-Jährigen Krieg einst, dass der Krieg den Krieg ernährt, gilt wohl in der österreichischen Medien- und Politlandschaft: Der Filzmaier ernährt den Filzmaier. Laut „Trend“ addiert sich das ganz schön: Angeblich jährlich 200.000 € Pauschale vom ORF und angeblich (man munkelt) 100.000 von der Krone, sowie laut Filzmaier zwei „Drittel“-Professuren an den Unis Krems und Graz. Dazu kommen Tantiemen von Büchern, Auftritten und Erträge einer Unternehmensberatung, die jährlich einen 6-7 stelligen Gewinn macht ! Wir werfen aufgrund dieser spannenden Verästelungen nun einen genaueren Blick auf das System von Polit-Millionär Prof. Peter Filzmaier ! Schließlich hat der Mann ja nicht nur dem Kanzler, sondern auch gleich seinem Herausforderer Babler einen Master-Titel verpasst !

Der Aufstieg des Prof. Peter Filzmaier

Peter Filzmaier hat eine beeindruckende Karriere hingelegt: Schon mit 34 Jahren war er Professor für Politikwissenschaft (a.o.) an der Universität Innsbruck und später dann ordentlicher Professor an der Donauuniversität Krems ! Im Jahr 2010 kam dann auch ein Lehrstuhl an der Universität Graz dazu ! Eine ehemalige Mitarbeiterin – Kathrin Stainer-Hämmerle – ist heute Konkurrentin von Filzmaier in der ORF-Politanalyse. Ein Ex-Student – Armin Wolf – ist oft sein Partner im ZIB 2 Studio. Sein TV-Debüt gab er am 27. Jänner 1998 als Unilektor in der ZIB 3. Dabei brillierte er über die Lewinsky-Affäre derartig, dass er nach einiger Zeit einen permanenten Vertrag als ORF-Kommentator bekam. Der Standard fasst seine Rolle dort kongenial so zusammen:

Wenn wieder einmal was passiert (ist) im politischen Bereich, muss Filzmaier ran. Das kann eine auf Ibiza gekenterte Regierung sein oder eine Wahl. Bund, Länder, Gemeinden, EU oder Präsident: „Filzi“ kommt, notfalls als „achte Wahl“, weil davor sieben Politiker absagen. Er bringt Ordnung ins Chaos, sortiert die Dinge für das Publikum vor dem Einschlafen und sucht nach Erklärungen selbst für bizarrste Vorfälle. Nicht immer wird er fündig. Aber danke, Herr Professor, für Ihren Besuch im Studio.

Peter Filzmaier – die politologische Erklärmaschine – Inland – derStandard.at › Inland

Manche kritische Stimmen – etwa im Standard-Forum (Peter Filzmaier – die politologische Erklärmaschine – Inland – derStandard.at › Inland)- fassen Prof. Filzmaiers ORF-Auftritte aber auch so zusammen:

Das System Filzmaier !

Filzmaier ist also im ORF als pauschalisierter Kommentator (genaue Summe ist geheim) oft wöchentlich tätig und darf dort auch seine Bücher präsentieren. Der medialen Reichweite und Bekanntheit verdankt er eine regelmäßige Krone-Kolumne (va. aber nicht nur) in der reichweitenstarken Sonntagskrone. Mit ZIB-Anchor Armin Wolf ( Spoiler: noch ein Filzmaier-Student , wie schon erwähnt) tritt er dann zusätzlich noch bei Events wie „Theater im Park“ als Polit-Standup-Erklärer auf und erklärt einmal mehr gut dotiert die Politik. Dazu gibt es einen Podcast sowie Bücher wie „Der Professor und der Wolf“. Filzmaier profitiert also privatwirtschaftlich massiv von seiner Bekanntheit durch Jobs (Uni, ORF) im Auftrag des österreichischen Steuer- wie Gebührenzahlers.

Von all diesen Erfahrungen und der Expertise profitieren dann auch private Unternehmen, jedenfalls dann, wenn sie die filzmaierschen Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen. Filzmaier ist also wohl gleichzeitig einer der Bestverdiener im öffentlichen Dienst (wenn man den ORF-Verdienst zum Unigehalt addiert), wie auch ein absoluter Spitzenverdiener in der Privatwirtschaft.

Medial kommt man an Filzmaiers Meinung gleichzeitig nur schwer vorbei. ZIB 2 wie Sonntagskrone erreichen pro Tag schließlich hunderttausende bis manchmal über 1 Mio. Österreicher. Wenn Filzmaier nun dem Team Stronach diagnostiziert, dass ein Kartenhaus stabil wie Beton im Vergleich zur Partei sei, wird das öffentliches Gemeingut. Solche Bonmots vor hunderttausende ZIB-Sehern bleiben im Gedächtnis. Diese Meinungsmacht zahlt sich privatwirtschaftlich für Filzmaier (hier zitiert aus dem Trend) durchaus aus:

„Wir hatten nur gute oder sehr gute Jahre. Die Frage lautet alljährlich: Ist der Umsatz sechs- oder siebenstellig?“, freut sich der Politikprofessor. Was für ein Kleinunternehmen, das durchschnittlich rund fünf Leute, in Hoch-Zeiten bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt, schon recht beeindruckend ist. 

https://www.trend.at/personen/peter-filzmaier

Filzmaier-Kolumne in der Sonntagskrone (01.09.2024)

Der Master-Macher

Wenn einem im Leben wirtschaftlich viel aufgeht und man Erfolg hat, dann will man als geschäftstüchtiger Mensch natürlich weitere Ideen entwickeln. So ähnlich muss es auch Professor Filzmaier ergangen sein, als er erkannte, dass es im titelgeilen Österreich viele ehrgeizige Politiker gibt, die aber leider keinen solchen haben. Vielleicht genau deshalb hat er in seinem Kremser Politlehrgang die Voraussetzungen für eine Teilnahme ganz niedrig angesetzt. Ein Andi Babler, der abgesehen von der Hauptschule nichts abgeschlossen hat – weder Ausbildung noch Matura, konnte sich so berufsbegleitend an einigen Wochenenden über 2 Jahre ganz ohne Matura einen Master-Titel sichern.

Das ist für jeden klassischen Uni- oder FH Studenten natürlich ein gewisser Hohn. Die müssen nämlich nicht nur Matura vorweisen, sondern Vollzeit 3-4 Jahre in einen Bachelor investieren, um überhaupt in den Genuss eines Masterstudiengangs zu kommen. Bei Filzmaier an der Uni Krems musste man neben der wochenendlichen Anwesenheit und einer Masterarbeit dafür nur ordentlich bezahlen. 2018 übergab Filzmaier schließlich den Lehrgang an Nachfolger. Babler und Nehammer (Jahrgänge 2013) waren da längst betitelt. Wie übrigens auch ihr heuriger ORF-Sommergespräch-Moderator Martin Thür !

Babler beklagte in seiner Masterarbeit den Untergang vom Semperit, welches übrigens unter SPÖ-Management im Zuge der Verstaatlichtenkrise heruntergewirtschaftet wurde. Ob es eine gute filzmaierische Idee war, jemand ohne Matura und ohne jede wissenschaftliche Erfahrung quasi von 0 auf 100 eine Masterarbeit schreiben zu lassen, ist dabei natürlich „etwas“ fraglich. Was Plagiatsexperte Stefan Weber zur Qualität der bablerschen Masterarbeit sagt, ist deshalb ebenso bezeichnend wie wenig überraschend:

Ich finde in der Masterarbeit weder eine Forschungsfrage noch eine Hypothese. Somit bleibt für mich unklar, worauf der Verfasser eigentlich hinaus wollte.

Der empirische Teil entspricht eher dem Niveau einer vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Es wurden drei (im Anhang steht: vier) Experteninterviews geführt. Einer der Experten war der Vater von Andreas Babler.

https://plagiatsgutachten.com/blog/master-thesis-babler/

Fazit

Wir halten Peter Filzmaier für einen ebenso fähigen wie geschäftstüchtigen Politologen, der in seinem Leben sehr viel richtig gemacht hat. Mastertitel an Politiker wie Andi Babler ohne adequate Voraussetzungen zu verteilen, gehörte aber wohl nicht dazu. Ebensowenig wie die Idee ein mediales System zu etablieren, dem man als Spitzenpolitiker zeitweise nicht entrinnen kann. Dass der ehemalige Lehrgangsleiter von Nehammer und Babler diese im ORF 2024 und in der Krone für ihre berufliche Performance beurteilt, gäbe es so in Deutschland wohl nicht. Der potentielle Interessenskonflikt wird nun umso deutlicher, nachdem sowohl Kanzler wie potentieller Vizekanzler der nächsten Regierung einen Filzmaier-Master vorweisen können !

Die filzmaiersche Meinungsmacht als ORF-Kommentator sollte also eigentlich für einen Politologen neben seiner Uni-Karriere ausreichen ! Wenn man nun aber die Krone-Artikel (40% Print-Reichweite) und seine ganzen anderen Aktivitäten dazunimmt, dann ergibt das schon ein gewisses politisches Meinungsmonopol und hat damit ein gewisses Geschmäckle! Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass jemand journalistisch dieses Thema aufwirft! Schon vor über 10 Jahren musste sich Filzmaier nach Kritik bereits beim ORF verpflichten, künftig keine Politiker und Parteien zu beraten. Ein Beratungsmandat hätte wohl einen Konflikt zu seiner Analyse dargestellt. Dass ihn nun sein alter Masterstudiengang einholt, liegt also wohl auch am durchschlagenden Erfolg Filzmaiers.

Ein Beitrag zu den ORF-Sommergesprächen ist kürzlich ebenso erschienen: https://www.dermaerz.at/sommergespraech-wie-der-orf-babler-pusht-nehammer-disst/

Finanzielles

Wir vom März glauben nicht an eine Paywall und stellen daher all unsere Beiträge gratis zur Verfügung ! Wir glauben hier an guten Journalismus, der Themen aufgreift, die vom Mainstream gerne ignoriert oder anders interpretiert werden, weil es den Herausgebern ideologisch gerade nicht passt ! Falls Ihnen also unser Beitrag zur Meinungsvielfalt gefällt und Sie dem „März“ finanziell unter die Arme greifen möchten, laden wir Sie herzlich ein, uns mit einem Betrag Ihrer Wahl zu unterstützen !

Falls Sie direkt überweisen möchten, ganz ohne Paypal oder Kreditkarte, dann finden Sie hier unsere Kontodaten:

IBAN: AT68 5200 0001 2039 7982

BIC: HAABAT2K

Vielen herzlichen Dank an alle Unterstützer !

Links & Quellen

https://www.trend.at/personen/peter-filzmaier

Peter Filzmaier – die politologische Erklärmaschine – Inland – derStandard.at › Inland