In diesem Artikel möchten wir uns mit einigen intellektuellen Zumutungen beschäftigen, die jeder von uns oft genug in der Corona-Pandemie erleben darf. Eine Pandemie beschäftigt natürlich die Menschen weltweit und führt dazu, dass sich viele Menschen mit Weisheiten und Hintergrundinformationen zu den neuesten Erkenntnissen aber auch Fake News aus Medizin und Virologie beschäftigen, die das normalerweise nicht tun würden. Seien das nun Politiker, Personen des öffentlichen Lebens oder Bekannte, Freunde und Verwandte, welche in der Diskussion um das Corona-Virus mit wirklichem Wissem und Kenntnisstand, aber umso öfter auch mit eigenen Meinungen, alternativen Fakten und Streitlust und Debattenverweigerung in der einen oder anderen Form – sagen wir es neutral – auffallen.
Wir wollen uns also nun mit Phänomenen beschäftigen, die von denjenigen unserer Mitmenschen ausgelöst werden, welche sich nicht ausreichend und nicht mit dem notwendigen Fachwissen und einer gebotenen wissenschaftlichen Neutralität mit dem Thema Corona auseinandersetzen. Die aber trotz Wissensmangel umso vehemter ihre Meinung als Faktum vertreten. Weil diese Debatte pandemisch bedingt nun so breit ist umfassen solche Phänomene natürlich ganz viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Motiven. Mit den Motiven wollen wir uns hier aber nicht beschäftigten, sondern mit den Phänomenen an sich! Vielfach getrieben vom Wunsch abgehängter Einzelner nun endlich einmal recht zu behalten.
Starten möchten wir mit einer Definition von Verschwörungstheoretikern: Wann kann man Mitmenschen als solche bezeichnen?
Wer ist eigentlich ein Verschwörungstheoretiker?
Eine wunderbar verständliche Definition zum Thema Verschwörungstheoretiker gibt uns der ehemalige Verschwörungstheoretiker und Youtuber Ascendancer in einem seiner Youtube-Auftritte, welche wie folgt lautet:
(Man ist) von einer fixen Idee überzeugt, möchte das etwas richtig ist, glaubt fest daran und will haben das etwas wahr ist und strickt die Indizienkette deshalb rückwärts. Man manipuliert (dafür) Zahlen, Daten und Fakten so wie diese einem passen und ignoriert links wie rechts alles, was irgendwie zu einer gegenteiligen Schlussfolgerung führen könnte. Nur dazu das man dann sein gewünschtes Weltbild erhält. Das wird (dann) auf Stein und Bein verteidigt, um unbedingt Recht zu behalten.
Ascendancer, siehe: https://www.youtube.com/watch?v=igboqEDBi9U
Diskutanten wollen bei diesem Thema also primär recht behalten – no na – wenn sie mit ihren Mitmenschen diskutieren. Eine Minderheit der Bevölkerung von rund einem Drittel unserer Mitmenschen ist hier potentiell empfänglich für alternative Erklärungen zu jener der UNO, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der EU, der Bundesregierung und jener Version der Wirklichkeit von einem überwiegenden Teil der medizinischen Fachkreise. Sei das nun die österreichische, die deutsche oder die europäische Ärzteschaft.
Sie sind bereit irgendwelche alternativen Indizienketten von Bekannten, von Facebook oder von einzelnen Dissidenten auf alternativen Plattformen wie Telegramm zum Thema Corona unkritisch zu übernehmen und vertreten diese dann vehement nach außen. Dabei verrennen sich diese Leute naturgemäß und tun sich mit der Zeit immer schwerer von ihren falschen Argumenten abzurücken. Es ist ja bekanntlich schwer vor seinen Bekannten einzugestehen wie falsch man lag. Weshalb mehr Zeit vergeudet wird, um sich eine Bestätigung von Gleichgesinnten zu holen. Dabei kann und soll man durchaus Gegenargumente zum Mainstream aufbringen, ABER man sollte diese dann auch wissenschaftlich korrekt begründen und erklären können.
Mit ziemlich populären Argumentationstechniken und Phänomenen, die eher eine intellektuelle Zumutung sind und wenig zur Aufklärung beitragen, wollen wir uns in diesem Artikel nun etwas genauer beschäftigen.
1. Millionen Virologen, die vielfach keine Ahnung vom Metier haben
Sowie man bei der Reparatur einer verstopften Toilette auf einen Installateur hören sollte und diesem die Beurteilung der notwendigen Reparaturarbeiten idR überlässt, so sollte dies eigentlich auch in der Pandemie gelten. Ein Gesundheitsproblem erfordert die Lösung von Gesundheitsexperten, von Ärzten, Virologen und Wissenschaftlern. Die jahrelang studiert haben und zusätzlich jahrzehntelange Erfahrung vorweisen können. Hier nun auf den Telegrammkanal seines Vertrauens, oder einer anderen alternativen Nachrichtenquelle zu vertrauen, während die Gegenseite mit wissenschaftlichen Studien arbeitet, ist ein intellektuelles Armutszeugnis.
Wenn man sich nun auf einer Seite des Arguments vorfindet, wogegen über 90 Prozent der Gesundheitsexperten (!) eine andere Position einnehmen, so sollte das eigentlich ein gewisser Warnhinweis sein falschzuliegen. Das Robert Koch Institut in Berlin oder die Charite, wie auch die österreichischen Pendants sind nämlich keine Amateure. Sondern weltweit angesehene Institutionen voller ausgebildeter Experten, die ständig neue Erkenntnisse über das Coronavirus gewinnen.
Wenn nur der Youtuber oder Blogger ihres Vertrauens mit Corona- Statistiken aus immer entfernteren Ländern um sich wirft, um seine Position zu untermauern, so sollte man dessen Meinung dringendst hinter jener von wirklichen Experten hintanstellen. Ein Virologiestudium und ein Medizinsstudium, sowie eines der Biochemie sind schon einmal gute Grundvoraussetzungen. Aber auch hier gibt es einige verpeilte Dissidenten, die wissenschaftliches Arbeiten und Beweisführung nicht immer praktizieren – deshalb ist immer auch bei Experten eine gewisse Achtung geboten. Man denkt dabei etwa an der Brief der 199 impfkritischen Ärzte, der bereits als wissenschaftlicher Mumpitz entlarvt wurde. (siehe https://www.derstandard.at/story/2000131945440/die-evidenzen-der-199-impfskeptischen-aerztinnen-und-aerzte)
2. Der Statistikkrieg um die „richtige“ Meinung
Prinzipiell ist es diesem Blog sehr wichtig das es eine ausgewogene Medienlandschaft gibt. Journalisten im ORF, Standard und in anderen Mainstreammedien haben nämlich einen überproportionalen Einfluss auf die Meinungsbildung in Österreich. Deshalb ist aus pluralistischer Perspektive sehr wichtig wenn Medien politische Gegenpositionen zur linksliberalen Wiener Blase einnehmen. Wenn aber hier nun Statistiken aus dem Zusammenhang gerissen werden, um politische Argumente am wissenschaftlichen Corona- Holzweg zu untermauern, dann wird es hochgradig unseriös.
Die Politik arbeitet stets gerne mit Halbwahrheiten um eine Debatte mediengerecht zuzuspitzen und ein Argument zu gewinnen. Solche „Statistikkriege“ um die „richtige“ Meinung sind aber bei Gesundheitsthemen, wie bei der COVID-19 Pandemie, äußerst fahrlässig. Weil sie medizinische Laien falsch informieren, falsche (potentiell tödliche) Gewissheiten schüren und die kollektiven Anstrengungen untergraben.
Ein Beispiel für die intellektuelle Dürftigkeit einer virologischen Debatte, ausgefochten durch die politische Linse, ist die folgende Aussage:
75 % der Gesamtbevölkerung oder 86 % so wie wir es zählen … Nun versucht man es herunterzulizitieren. … Es gibt zwei Ziffern in Dänemark, die eine Ziffer lautet 75 % der sogenannten Gesamtbevölkerung und die andere Ziffer lautet 86 % der impfbaren Bevölkerung. Und diese beiden Ziffern stelle ich der Ziffer Österreich gegenüber. Und muss erkennen das wir zwischen circa 10% und circa zwischen 20 % je nach Berechnung im sogenannten Hintertreffen der Impfdiskussion liegen als Dänemark. Müssen aber erkennen das an der Spitze Portugal und Dänemark, zwei Staaten mit einer sehr hohen Impfquote, zumindest Dänemark wieder in die Restriktionen hineinschlittert. Dänemark verordnet wieder 3G, wir verordnen in Österreich 2G.
„Virologe Gerald Grosz“ (09.11.2021): https://www.youtube.com/watch?v=D4urHgk-IsA
Ganz schlimm wird es allerdings wenn überhaupt glatte Unwahrheiten verbreitet werden. Hier etwa zur Frage welche Patienten die Krankenhäuser gerade füllen würden:
Das sind nicht die bösen Ungeimpften. Oh nein, das sind ganz, ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen
Dagmar Belakowitsch; Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=hmaXDozIpeE
3. Die „gebrochenen Versprechen“ der Virologen und Politiker
Sowohl von Politkommentatoren wie einem Gerald Grosz wie von Personen in unserem alltäglichen Leben bis hin zu Oppositionspolitikern wie NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, FPÖ-Chef Kickl oder Pamela Rendi-Wagner wird oft das Argument „gebrochener Versprechen“ vorgebracht. Die Regierung, Virologen oder die Pharmaindustrie hätten „ihr Wort“ uns gegenüber gebrochen. Nämlich das ein Event nicht eintreten würde, oder nicht so eintreten würde wie vorhergesagt. Das klingt dann etwa so:
Die Pandemie der falschen Versprechen
https://www.sn.at/panorama/oesterreich/die-pandemie-der-falschen-versprechen-112712995
In einer Pandemie mit einem global mutierenden Virus ist jede Berufung auf Aussagen von vorgestern in einer dynamischen Situation natürlich völlig sinnlos. Im Sommer 2021 gab es kein Omicron und keine Gewissheit über die Impfquote im Dezember 2021, weshalb Aussagen von damals nicht relevant sind. Wenn uns jemand erklärt wie „falsch“ Politiker wie Kurz oder Lauterbach vor 6 Monaten gelegen seien, dann ist das in Pandemiefragen eine halbe Ewigkeit zurück. Das Einhalten mittlerweile obsoleter Versprechen kann ganz im Gegensatz dazu führen, dass Maßnahmen zu spät oder gar nicht ergriffen werden. Weil sich Politiker im Wort beim Volk fühlen, was aber in einer Pandemie einfach absurd ist.
Von Politikern, Medien und Personen des öffentlichen Lebens sollte man also erwarten dürfen uns eine Debatte über bereits obsolete Aussagen von einem Virologen oder Politiker von vorgestern zu ersparen. Weil dieser es vorgestern eben nicht besser wissen konnte. Oder eben Fehler machte. Und auch weil es generell wenig bringt in der Corona-Krise die Verantwortlichen für „gebrochene Versprechen“ aus der Vergangenheit abzuqualifizieren, wenn Handeln im Heute gefragt ist.
Im Nachhinein sind wir alle ja immer „gscheiter“.
4. Die „Gamechanger“ – Debatte um die Impfung
Einer der lange gepredigten – immer noch richtigen – Slogans in der Pandemie war, dass die Impfung der „Gamechanger“ sein würde. Was sie übrigens war, denn sie hat Millionen Todesfälle weltweit (in der EU laut WHO rund 500.000) vermieden. Maßnahmenkritiker interpretieren das Gamechanger-Versprechen nun aber so, dass sie vor Ansteckung absolut geschützt sein hätten sollen. Was so aber nie von Experten versprochen wurde und was man deshalb auch niemanden vorhalten kann. Außer vielleicht ein paar Politikern, was an der Gesamtsituation aber genau nix ändert. Im übrigen wurden die Impfstoffe weder für die Delta noch die Omicron-Variante entwickelt, was die „Gamechanger“-Erwartung weiter ad absurdum führt. Wie auch die Conclusio von so manchem Kommentator einfach nix zu machen weil wir eine dynamische Entwicklung haben. Das ist natürlich der völlig falsche Schluss.
Die folgende Grafik demonstriert sehr schön, dass ein Impfschutz erstens nie 100% Schutz bieten kann und zweitens mit der Zeit abnimmt. Deshalb wird ja aktuell gerade für die Booster-Impfung so geworben, um das Schutzniveau wieder zu erhöhen. Geimpfte, die sich dann trotz Impfung im Spittal vorfinden sind, also wahrscheinlich eher am unteren Rand der Wirkungskurve anzufinden. Oder leiden an immunsupprimierenden Vorerkrankungen. Oder hatten einfach Pech bei den x% zu landen, bei denen die Impfung nicht ausreichend schützt. Das alles bedeutet aber nicht das wir auf eine Impfung verzichten können, wenn wir Millionen Menschen retten und unser Gesundheitssystem stabil halten wollen.
Wenn Impfgegner nun also taktisch auf die Minderheit der Geimpften im Krankenhaus verweisen, so lässt sich dem klar entgegen halten, dass eine Impfung einerseits nicht 100% Schutz bietet, sich dieser über die Zeit abbaut und ein kleiner Prozentsatz auch Pech haben kann. Das spricht aber überhaupt gar nicht gegen die Impfung, die immer einen besseren Schutz gewährt als wenn man umgeimpft ist.
5. Der Fall Schweden: Vorbild oder nicht?
Mit der zunehmenden Ermüdung nach Lockdown IV hierzulande wird erneut von Corona-Maßnahmenkritikern, wie von Politikern wie Herbert Kickl das schwedische Modell gepriesen. Deren Argument: Schweden sei bisher gut ohne Lockdown durch die Pandemie gekommen und habe wirtschaftlich daher viel weniger Schaden genommen. Manche Kritiker stellen dabei sogar die Übersterblichkeit in Schweden in Frage.
Dabei ist Schweden kein guter Vergleich zu Österreich. Denn das Land ist rund 5,4 mal größer als Österreich bei einer nur knapp 1,5 Mio. größeren Bevölkerung. Die Bevölkerungsdichte – auch in den dichter besiedelten Städten – ist weit geringer. Dazu hat die distanzierte nordische Mentalität ein permanentes „Social Distancing“ schon vor Corona massiv befördert. Die Schweden besuchen sich seltener zuhause als die Österreicher, leben eher in generationengetrennten Haushalten und halten sich an Empfehlungen der Regierung als wären es Regeln. Dazu kommt ein System der sozialen gegenseitigen Kontrolle (das „Jantelagen“), welches sehr effektiv das konforme Verhalten jedes einzelnen beeinflusst. Für mehr Details dazu siehe: https://www.dermaerz.at/schweden-vorbild-in-der-corona-pandemie/
Vergleicht man nun Schweden mit den einzig sinnvollen Referenzstaaten – seinen nordischen Nachbarländer Norwegen, Finnland und Dänemark – ist die schwedische Bilanz ziemlich durchwachsen. Nach skandinavischen Maßstäben hat das Land nämlich versagt was die Anzahl der Corona-Infektionen und Corona-Todesfälle/Kopf betrifft.
Aufgrund all dieser Faktoren würde Österreich im Zuge eines „schwedischen Weges“ nicht dem Pfad Schwedens folgen, sondern eher dem von Tschechien und Slowenien. Länder mit ähnlicher Mentalität die mittlerweile in den Top-10 weltweit liegen, was die höchste Anzahl an Corona-Infektionen pro Kopf betrifft.
6. Die Politisierung des Virus
Verantwortungsloses Handeln und eine intellektuelle Zumutung ist es auch, wenn die Virusbekämpfung zum politischen Zankapfel wird und alle Coronafragen politisiert werden. So wie es gegenwärtig die Kickl-FPÖ und die MFG versuchen. Man macht den eigenen Anhängern unseriöse Versprechungen und lehnt Lockdowns auch dann ab, wenn sie als Ultima-Ratio gesetzt werden müssen, weil das Gesundheitssystem vor dem Kollaps steht. Das mag Ausreichen um bis zu 20 Prozent der Bevölkerung momentan anzusprechen, aber auch die Pandemie wird irgendwann vorbei sein. Dann wird das Urteil der Geschichte ein hartes sein und es könnten nicht nur medizinische Karrieren ein Opfer alternativer Coronafakten werden, sondern vielleicht auch so manche politische Karriere.
Die Maßnahmengegner und Impfgegner „leben“ politisch ja eigentlich nur von ihrer (verantwortungslosen) Oppositionsrolle, denn wären diese in Regierungsverantwortung dann hätten sie längst Abstand von ihrer Phantasiepolitik nehmen müssen. Auch ein MFG-Gesundheitsminister könnte sich politisch wohl kaum leisten das Gesundheitssystem kollabieren zu lassen. In der Politopposition kann man aber leider völligen Unsinn verbreiten, wie der Dr.(!) Pöttler von der MFG im folgenden Beitrag des Ascendancers:
7. Ein Ausflug in die Betriebswirtschaft: „Aber die Pharmaindustrie profitiert doch massiv“
Weltweit wurden bereits mehr als 4 Milliarden Impfdosen verimpft, die pro Stück zwischen ein paar Dollar (beispielsweise Astra Zeneca in Entwicklungsländern) und rund 30 Dollar kosten. Interessanterweise sind chinesische Impfstoffe ebenso relativ weniger wirksam wie besonders teuer. Hierzulande geht es aber ohnehin nur um zwei Impfstoffe: Für eine Dosis Biontech sind aktuell 19,50 Euro fällig. Eine Dosis des Moderna-Impfstoffs kostet etwa 21,50 Euro. Das alles ist für die paar wenigen beteiligten Unternehmen der Pharmaindustrie natürlich kein schlechtes Geschäft.
Aber – und jetzt kommts – noch ein VIEL besseres Geschäft wäre es möglichst viele Leute intensivmedizinisch zu betreuen. Dabei sind mehr Pharma- Unternehmen involviert und das Ganze kostet pro Bett hierzulande rund 1.600 Euro AM TAG. Nehmen wir also an die Impfung erspart uns einen Intensivpatienten zum Preis von 21,50 Euro. Würde dieser Patient stattdessen ungeimpft ein Intensivbett für rund 2 Wochen beanspruchen, so würden die 2 Wochen alleine rund 22.400,00 Euro kosten. Dazu kommen teure Medikamente zur Behandlung danach und wohl ein weiterer Krankenausaufenthalt in einem „Normalbett“. Das ist also rein für die Zeit der Intensivpflege (!) das tausendfache an Kosten, wozu noch viele weitere Behandlungskosten extra dazukommen. Was summa sumarum dann ein paar zehntausend Euro pro Patient ausmacht versus 21,50 Euro einmalig für eine Dosis Moderna.
Ginge es also hier um Profitmaximierung der Pharmaindustrie, so sollten wir weniger impfen und mehr Leute in den Krankenhäusern behandeln. Da gäbe es für die ganze Pharmaindustrie richtig viel Geld zu verdienen und nicht nur für zwei Impfstoffhesteller. Deshalb titelte auch das Handelsblatt folgendermaßen:
Corona spaltet die Pharmaindustrie in Gewinner und Verlierer. Nur wenige Unternehmen wie etwa Impfstoffhersteller Pfizer boomen.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/pfizer-roche-und-co-zweiteilung-der-pharmaindustrie-wer-von-covid-19-profitiert-und-wer-nicht/27205058.html
8. „Man“ kennt die mRNA-Technologie nicht lange genug und sie hat keine ordentliche Zulassung
Zu Punkt Eins sei gesagt: Die mRNA-Technolgie wird seit mehr als drei Jahrzehnten erforscht. Weshalb die Biontech-Impfung deshalb am Ende auch so schnell verfügbar war, da bereits umfangreiche Entwicklungen zur mRNA-Technologie vorhanden waren, auf die man aufbauen konnte. Es ist also mitnichten eine „neue unerforschte Technologie“ wie so manche behaupten.
Zu Punkt Zwei: Verfahren zur Zulassung wurden in der Tat beschleunigt, aber es wurden keine Abstriche gemacht und KEINE Zulassungen in der EU erfolgten ordnungswidrig. Während bei einer Zulassung in Nicht-Pandemiezeiten Studien mit kleinen Testgruppen durchgeführt wurden, standen hier in der Pandemie viel mehr Freiwillige als normal zur Verfügung, die gerne bereit waren als Erste an Studien mitzuwirken. Durch die weltweite Auslegung sind die Impfstoffe mittlerweile milliardenfach eingesetzt und ihre Wirkungen sind weltweit bekannt und als unbedenklich eingestuft wurden.
Anders als vielfach kolportiert gab es im Gegensatz zu den USA in der EU also wirklich keine Notfallzulassung. „Das war ein völlig reguläres Prozedere“, erklärt der Infektiologe Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch. In Europa seien lediglich mehrere Studienphasen parallel durchgeführt worden, womit der Prozess beschleunigt wurde. Da der Impfstoff vom Körper nach etwa einer Woche wieder abgebaut werde, so der Experte, seien auch Spätfolgen bei Impfungen selten.
9. Der Höhepunkt der intellektuellen Selbstzerfleischung: Bill Gates und die globale Verschwörung
Jede Krise und jeder Krieg hat bei den Verlieren und Abgehängten in den letzten Jahrhunderten bis Jahrtausenden schon immer dazu geführt, dass Verschwörungstheorien gesponnen wurden. Über die vermeintlichen „Verursacher des Übels in der Welt“ . Seit dem Sieg des Christentums in Europa waren das oft die Juden, die als Opfer mit ihrer in sich gekehrten religiösen Lehre herhalten mussten. Ähnliches geschah den Juden übrigens im – oft wenig toleranten – muslimischen Nahen Osten, wenn es gerade politisch und wirtschaftlich nicht gut lief.
Jeder der nun die Geschichte von Bill Gates und den implantierten Chips herunterbetet, dem sollte bewusst sein, dass er die 21. Jahrhundert-Version einer alten Geschichte von der jüdischen Weltverschwörung glaubt und verbreitet. Die intellektuell betrachtet wirklich äußerst beleidigend sein sollte, für alle die dies wirklich glauben. Weil sie einfach derart an den Haaren herbeigezogen ist und ihr jegliche Logik fehlt. Der amerikanische Comedian Bill Burr entlarvte die Thesen zur Bevölkerungsreduktion humoristisch mit folgendem logischen Argument:
Die Verschwörungstheorien zur Impfung machen aus einem Grund keinen Sinn: Wenn die Eliten mit der Impfung einen Großteil der Menschen töten wollen würden, dann würden sie genau die Falschen erwischen. Sie würden die vernünftigen, steuerbaren Menschen töten und würden übrig bleiben mit den Idioten, die auf niemanden hören. Das wäre ein Desaster für die Eliten.
Bill Burr: https://www.youtube.com/watch?v=znI046F4FKg
Die einzig nennenswerte „Verschwörungstheorie“ die im Zusammenhang der Krise diskussionswert erscheint ist die Frage nach dem Ursprung des Virus. Da es auf einem Markt in Wuhan das erste Mal aufgetaucht ist, neben dem sich zufällig ein Institut für Virologie befand, welches mit Fledermausviren forschte. Das scheint doch etwas zuviel des Guten. Wobei sich hier eher die Frage stellt ob totale chinesische Inkompetenz zum Austritt eines Corona-Virus geführt hat. Und nicht ob hier bewusst ein biochemische Bombe gezündet wurde.
Einen „besonderen“ Kommentar zur Chip-Debatte brachte folgender Demonstrant ein:
10. Wenn Politiker und Amateure Medikamente empfehlen: Das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin
Wenn Politiker wie Donald Trump oder Herbert Kickl oder C-Promis wie ein Michael Wendler Medikamentenempfehlungen aussprechen, dann ist das natürlich DIE intellektuelle Zumutung sondergleichen. Die westliche Medizin steht nämlich nicht an der Spitze der weltweiten Heilmethoden weil sie von medizinischen Amateuren forciert wird. Das Zeitalter der Schamanen und Medizinmänner ist zum Glück für die meisten Menschen vorbei. Sondern weil medizinische Experten ihren Patienten passende Empfehlungen basierend auf anerkannten Medikamentenstudien abgeben. Wenn nun etwa der Hersteller von Ivermectin selbst vor der Anwendung bei Corona-Erkrankungen warnt, so sollte spätestens hier Feuer am Dach bei allen Quacksalbern und allen uninformierten Anwendern sein.
Herbert Kickl wird etwa folgendermaßen zitiert wie er medizinische Ratschläge (!) gibt:
Der behandelnde Arzt habe in einer möglichen Phase II der Krankheit, die Möglichkeit dem Patienten je nach körperlicher Konstitution, Risikogefährdung u.a. „Cortison, Blutgerinnungsmittel oder Ivermectin zu verschreiben“. Es gebe ein „Waffenarsenal“ an Medikamenten, das zum Einsatz kommen und verhindern können, dass Corona-Positive ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation müssen.
https://kurier.at/politik/inland/kickl-covid-19-ist-behandelbar-wenn-man-das-will/401793781
Ein Politiker, der nicht Medizin studiert hat und dann Medikamente empfiehlt als wäre er ein Arzt, ist also unsere letzte intellektuelle Zumutung, die wir hier auflisten möchten.
In der Oststeiermark landete eine Frau auf der Intensivstation, in Oberösterreich gab es Todesfälle weil eine Überdosis des Entwurmungsmittels Ivermectin eingenommen wurde. Diese Fälle müssen freilich nicht auf Kickl zurückzuführen sein – die Ivermectin Debatte gab es lange vor ihm. Problematisch sind Aussagen wie seine aber auf jeden Fall. Mitschuld sind freilich auch diejenigen Ärzte, die mit ihren Gefälligkeitsrezepten den Missbrauch von Pferde- Medikamenten wie Ivermection dann erst ermöglichen. In Teilen Österreichs war Ivermectin aufgrund solcher Fake News sogar zeitweise ausverkauft. Was einmal mehr die Irrationalität in einer Pandemie demonstriert.
Links und Quellen
https://www.profil.at/faktiv/die-gaengigsten-mythen-zur-corona-impfung-ein-faktencheck/401454709
https://www.worldometers.info/coronavirus/
https://kurier.at/politik/inland/kickl-covid-19-ist-behandelbar-wenn-man-das-will/401793781
https://www.derstandard.at/story/2000131258432/ivermectin-vergiftungen-konsequenzen-fuer-kickl