Die Wiener Medientage 2024 waren ein zentraler Treffpunkt für Expertinnen und Experten der Medienbranche, die sich mit den Chancen und Herausforderungen der heutigen Medienwelt befassten. Es wurde dabei intensiv von prominenten Journalisten und Medienmanagern über den Qualitätsjournalismus in Zeiten des Umbruchs diskutiert. Themen wie der Einfluss sozialer Medien, die Rolle der künstlichen Intelligenz (KI), die Gefährdung von Journalisten sowie die Relevanz von Netzwerken und Kooperationen wurden dabei breit ausgerollt und debattiert. Natürlich ging es aber auch um die Wünsche der Medienbranche an die nächste Regierung und um die kommende Nationalratswahl, wie auch um die Frage wie Journalisten heute die Welt, Wirtschaft und Gesellschaft bestmöglich erklären können!
1. Die Rolle von Social Media: Chancen und Risiken
Ein zentraler Diskussionspunkt der Medientage war die wachsende Bedeutung sozialer Medien in der Nachrichtenvermittlung. Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur der „Bild“, betonte, dass Social Media gleichzeitig als Werkzeug und Herausforderung für den Journalismus fungiert. Diekmann warnte davor, dass Journalisten zunehmend zu Aktivisten werden könnten: „Belehren darf nicht wichtiger sein als berichten. Zuhören sollte über dem Recht haben stehen.“
Besonderes Augenmerk lag auf der Macht sozialer Medien, Wahlen und politische Entscheidungen zu beeinflussen. Ein Beispiel war die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, die maßgeblich durch Twitter beeinflusst wurde. Diskutiert wurde, wie Plattformen wie X (ehemals Twitter) die journalistische Berichterstattung beeinflussen und welche ethischen Fragen dies aufwirft.
2. Künstliche Intelligenz: Partner oder Konkurrenz?
Der technologische Fortschritt in der KI war ein weiteres Kernthema der Medientage. Hans Mahr, Medienmanager und Experte für digitale Transformation, hob die Vorteile der KI hervor: „KI kann uns helfen, Geschichten in verschiedenen Medienformaten zu transportieren.“ Während einige Teilnehmer KI als Möglichkeit sahen, journalistische Prozesse effizienter zu gestalten, äußerten andere Bedenken bezüglich einer potenziellen Abhängigkeit von Technologie.
Insbesondere die Automatisierung von Nachrichteninhalten sorgte für eine kontroverse Diskussion. Während KI mittlerweile in der Lage ist, Artikel zu generieren und Daten auszuwerten, bleibt die Frage der menschlichen Kontrolle über Inhalte und ethische Standards ein zentrales Anliegen.
3. Kooperation als Schlüssel für Qualitätsjournalismus
Einigkeit herrschte darüber, dass Kooperationen zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Medien notwendig sind, um in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit hochwertigen Journalismus zu gewährleisten. Gerhard Valeskini (Krone Multimedia) und Roland Weißmann (ORF) betonten die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen, um Herausforderungen wie schrumpfende Werbebudgets und den Wettbewerb mit globalen Tech-Giganten zu bewältigen.
„Die Sicherung von Qualitätsjournalismus ist keine Frage des Konkurrenzdenkens, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe“, erklärte Weißmann. Forderungen an die Regierung, die Rahmenbedingungen für diese Zusammenarbeit zu verbessern, fanden breiten Zuspruch.
4. Frauenförderung und Netzwerke: Vielfalt in den Medien
Ein weiterer Schwerpunkt der Medientage war die Förderung von Frauen in der Medienbranche. Prominente Stimmen wie Eva Schindlauer (ORF) und Martha Schultz („Frau in der Wirtschaft“) setzten sich für stärkere Frauennetzwerke und die Förderung weiblicher Führungskräfte ein. Rainer Nowak (Krone) moderierte eine lebhafte Diskussion, die die Herausforderungen für Frauen in einer männerdominierten Branche beleuchtete.
Die Teilnehmerinnen betonten, dass mehr Diversität in der Führungsebene nicht nur soziale Gerechtigkeit fördere, sondern auch innovative Perspektiven in der Mediengestaltung ermögliche.
5. Gefährdung von Journalisten: Eine globale Krise
Ein alarmierender Bericht befasste sich mit der zunehmenden Gefährdung von Journalisten weltweit. In vielen Ländern werden Medienschaffende bedroht, eingeschüchtert oder inhaftiert. Diese Entwicklung, so Experten, gefährde nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern auch die demokratischen Grundwerte.
Es wurde darüber debattiert, wie Medienhäuser und internationale Organisationen gemeinsam den Schutz von Journalisten gewährleisten können. Ein Appell ging an die Politik, klare Zeichen gegen Angriffe auf die Pressefreiheit zu setzen.
6. Humor als verbindendes Element
Für eine willkommene Auflockerung sorgte Harald Schmidt, der mit satirischen Einlagen die Selbstreflexion der Branche anregte. Mit scharfsinnigem Humor kommentierte er den Wandel der Medienwelt und die Herausforderungen, die mit dem Umgang neuer Technologien einhergehen. „Mein Publikum ist 55+, wir feiern gemeinsam den Verfall!“ scherzte er, während er die Branche augenzwinkernd kritisierte.
Fazit
Die Wiener Medientage 2024 haben nicht nur die zentralen Herausforderungen der Branche beleuchtet, sondern auch Hoffnung auf gemeinsame Lösungen geweckt. Der Dialog zwischen Medienhäusern, Technologen und der Politik könnte 2025 den Grundstein für eine resilientere und innovativere Medienlandschaft legen. Man wird sehen inwiefern die Politik und als großer Player der ORF, sowie die großen Social Media Unternehmen gemeinsam mit den heimischen Medienhäusern mit den kommenden Herausforderungen umgehen werden. Um wichtige Werbeerlöse in Österreich zu halten, müssten auf jeden Fall „intelligente Lösungen“ gefunden werden. Durch Kooperation, technologische Offenheit und die Förderung von Diversität bleibt Qualitätsjournalismus jedenfalls ein erreichbares Ziel – auch in Zeiten des Wandels.
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