Jüngst hat die Kontroverse um die Sprachverordnung der Kärntner SPÖ für das Land Kärnten für einiges Aufsehen gesorgt. Eine Landesrätin der SPÖ gab ein „Wörterbuch für gendergerechtes Schreiben in den Amtsstuben“ heraus und erntete dafür zu recht Spott, Hohn und Fassungslosigkeit, nicht zuletzt aufgrund unzähliger Fehler und „Verhunzungen“ der deutschen Sprache infolge des Gendern. Die Posse endete schließlich damit, dass das Land Kärnten „vorerst“ das Buch wieder einzog, wohl um die Wahlchancen der SPÖ bei der kommenden Landtagswahl 2023 nicht weiter zu beeinträchtigen.
Der Kärntner Genderleitfaden für politisch korrektes Gendern ist also vorerst einmal vertagt. Viele Behörden in Österreich, allen voran die Universitäten so wie manch große Unternehmen, forcieren die Veränderung der deutschen Sprache hin zu mehr Gendern aber natürlich weiterhin jeden Tag. Besonders die österreichische Bundesverwaltung agiert hier mit Leitfäden und verordnetem Sprachgebrauch, wohl angetrieben von Gleichbehandlungskreisen und übermotivierten Germanistinnen und Germanisten. Uns ist für diesen Artikel ein Genderleitfaden vorgelegen, welchen wir nun sprachlich sezieren wollen. Das generische Maskulinum (Beispiel: Studenten), mit dem wir seit Jahrhunderten sprachlich erfolgreich arbeiten und kommunzieren, soll nämlich abgeschafft werden.
Die Vorgaben des Rats für deutsche Rechtsschreibung
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das von den staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Dieser empfiehlt zum Gendern etwa folgendes:
Der Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigt in seiner Sitzung am 26.03.2021 seine Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen. Dies ist allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann. Das Amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege. Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt nicht empfohlen.
https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/
Der Rat für deutsche Rechtsschreibung empfiehlt also keinen Gender-Stern (Beispiel: Leser*Innen), keinen Unterstrich aka Gender-Gap (Beispiel: ein_e Leser_in) und auch keinen Doppelpunkt (Beispiel: Leser:innen) in amtlichen Regelwerken.
Das österreichische Bundeskanzleramt schließt sich dem an und veröffentlichte dazu auf seiner Homepage einen Leitfaden, der zum Gendern folgendes festhält:
In jedem Fall im Einklang mit dem Amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ist die vollständige Paarform sowie die geschlechtsneutrale Formulierung.
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gleichbehandlung/sprachliche-gleichbehandlung/sprachliche-gleichbehandlung-frauen-maenner.html
Das Bundeskanzleramt drückt damit aus, dass bevorzugt, die Parrform (Beispiel: Leserinnen und Leser) oder eine geschlechtsneutrale Formulierung (Beispiel: Lesende) verwendet werden sollte. Aber auch das gilt nur für den normalen Sprachgebrauch, in Gesetzen nämlich gelte:
„Paarformen sind zweifellos nicht geeignet, die Lesbarkeit von Rechtsvorschriften zu erhöhen“
https://www.derstandard.de/story/2000134472004/sollen-wir-gesetze-gendern
Der Gendern-Wildwuchs in der österreichischen Verwaltung: Ein Beispiel
An diese Empfehlung vom Rat für deutsche Rechtsschreibung sowie vom österreichischen Bundeskanzleramt hält sich aber so manche Institution hierzulande NICHT. Getrieben von progressiven linken Kreisen werden eigene Sprachverordnungen formuliert, die über diese Empfehlungen weit hinausgehen und das Gendern an die Spitze treiben.
Uns wurde dazu ein Beispiel aus der Bundesverwaltung zugespielt, welches wir nun sprachlich sezieren möchten. Der angeordnete Sprachgebrauch im Leitfaden fürs Gendern lautet hier wie folgt:
Es müssen vorrangig geschlechtsneutrale Formulierungen (z.B. Studierende) verwendet werden. Sofern möglich sei die Doppelpunktform anzuwenden (z.B. Student:innen). Nicht erlaubt (!) jedoch ist das generische Maskulinum (z.B. Studenten), die Paarform (z.B. Studentinnen und Studenten) oder das Binnen-I (z.B. StudentInnen).
Man steht hier also in direktem Widerspruch zu den Empfehlungen des Bundeskanzleramts und jenen des Rats für die deutsche Rechtsschreibung. Um konsistent zu bleiben wird dafür sogar die deutsche Grammatik verändert, wie folgendes, höchst absurde, gendergerecht durchdeklinierte Beispiel aus dieser Anleitung zum Gendern demonstriert:
der:die Student:in | ein:e Student:in | |
1.Fall | der:die Student:in | ein:e Student:in |
2.Fall | des:der Student:in | eines:einer Student:in |
3.Fall | dem:der Student:in | einem:einer Student:in |
4.Fall | den:die Student:in | eine:n Student:in |
Zur Vollständigkeit: Richtig durchdekliniert, so wie wir es alle in der Schule gelernt haben, wäre es aber so:
Student (Singular) | |
1.Fall | der Student |
2.Fall | des Studenten |
3.Fall | dem Studenten |
4.Fall | den Studenten |
Ein weiterer Fokus dieses Leitfadens bezieht sich auf „zusammengesetzte Begriffe“ , welche – ACHTUNG ! – eine MÄNNLICHE Form beinhalten. Das urösterreichische Wort „Arbeitnehmerentgelt“ fällt etwa dieser Regelung zum Opfer und soll nun gendergerecht so geschrieben werden: „Arbeitnehmer:innenentgelt“. Auch der (klassisch österreichische) „Anfängerkurs“ soll ersetzt werden durch den eher bundesdeutschen Begriff „Grundkurs“. Deutsche Germanisten auf Österreichs Universitäten und deren gelehrige Studenten leisten also offenbar alle Arbeit.
Abschließend wird in diesem Leitfaden tatsächlich angeordnet, auf die urösterreichische Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu verzichten. Diese Anrede sei nämlich nicht geschlechtsneutral (!) weil das „dritte Geschlecht“ nicht berücksichtigt werde.
Die bundesdeutsche Anleitung zum richtigen Gendern
Weitere sprachliche Schmankerl zum Gendern kommen vom bundesdeutschen Internet-Leitfaden „Geschickt gendern“ (https://geschicktgendern.de/). Dort wird allen Deutschsprachigen folgende Sprachregelung politisch korrekt nahegelegt:
falsch ungegendert | richtig gegendert |
Anhänger | Fans; Begeisterte; Gleichgesinnte; Unterstützende; Sympathisierende; sich (einer Bewegung, einem Verein) Zuordnende; Zugehörige (einer Bewegung); Mitwirkende; Befürwortende |
Besucherrückgang | sinkende Nachfrage; Rückgang der Besuche; wurde weniger frequentiert als im Jahr zuvor |
Entwickler | Entwicklungsteam; Entwickelnde; Erfindende; Ideenfindende; Entwicklungsabteilung |
Gegenspieler | gegnerische Partei; widerstreitende Person; Counterpart; Konkurrenz |
Informatiker | auf den IT-Bereich spezialisierte Person |
Mentor | Vorbild; fürsprechende Person; beratende Person; fördernde Person; Begleitung; Kontaktperson; Ansprechperson; Ausbildungsbeauftragte Person |
Weil die eigene Phantasie nicht ausreicht, um Begriffe adequat zu verweiblichen oder diverser zu machen, wird hier also sogar auf Anglizismen (wie hier Counterpart, IT, Fans) zurückgegriffen, um die deutsche Sprache gendergerecht neu zu erfinden,
Schmankerl aus dem Kärntner Leidfaden
Die Kärntner SPÖ fokussierte sich in „ihrem“ Gender-Leitfaden etwa auf die Abschaffung des Wortes „Mutter“:
Offenbar schwieriger wurde es bei der Hebamme: Dort eine neutrale Form im Singular zu finden gelang nicht wirklich, wie das folgende Beispiel demonstriert:
Aber auch das Wort „Mann“ ist nach dem Gendern-Leitfaden der Kärntner SPÖ letztlich ein Wort mit Ablaufdatum:
Das Handbuch mit seinen 71 Seiten nahm sogar für fiktive Persönlichkeiten eine Anpassung vor: So wurde die „Hexe“ allen Ernstes gegendert zur „Zauberkraft innehabende Person“ .
Fazit
Es gibt die Kräfte der grammatikalischen Vernunft, wie den Rat der deutschen Sprache oder das Bundeskanzleramt, die beim Gendern Zurückhaltung an den Tag legen und nicht jedem woken Trend von den Universitäten nachlaufen. Dies ist aber leider nicht überall in der Verwaltung der Fall, weshalb das Gendern immer mehr Raum bekommt und die deutsche Sprache so völlig absurd und unleserlich macht. Übermotivierte Gleichbehandlungskreise verkomplizieren unsere Sprache und führen sie immer mehr Richtung ad Absurdum! Das sind Trends denen Einhalt geboten werden muss! Weder das Wort „Muttersprache“ gehört abgeschafft, noch das generische Maskulinum.
Niemand sonst weltweit außerhalb der woken Teile Europas betreibt solche weltfremden Debatten und verkompliziert derartig seine eigene Sprache . Das sollte uns zu denken geben! Hier wird in der Verwaltung mit Hypersensitivität versucht, etwa die urösterreichische Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ abzuschaffen, nur weil jemand sich anders definieren könnte (!). Es wird vorausgesetzt, dass derjenige sich nicht darin finden könne, nur weil er/sie/es nicht genannt wird, so wie ein Mann sich in „Muttersprache“ nicht finden könne oder eine Frau in „Vaterland“. Es wird eine Sprache infrage gestellt, die bisher immer funktioniert hat und in ihrer Inklusion noch nie das Problem war.
Wirklich relevant ist nämlich nicht das Gendern sondern die AKZEPTANZ und TOLERANZ von vielfältigen Einstellungen zum Thema Geschlecht. Diese würde jedoch sicher damit gefördert werden, indem man die Bevölkerung dazu zwingt, statt „Urlauber“ nun „der:die Urlauber:in“ zu verwenden, oder wenn das Kinderbuch Ottfried Preußlers „Die kleine Hexe“ in die „Die kleine hexende Person“ umbenannt werden müsste .
Mit Quoten und Regeln versucht hier eine kleine linke akademische Elite also immer mehr Dinge zu verordnen, die sich so in der Realität aus gutem Grund nicht vorfinden. Ein weiterer unserer Beiträge zu diesem Themenkomplex beschäftigte sich mit der Frauenquote, siehe: https://www.dermaerz.at/frauenquote-2022-eine-notwendigkeit-oder-legalisierte-diskriminierung/
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Links & Quellen
https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/
https://twitter.com/ConradsHeinz/status/1603139707659030528
https://www.derstandard.de/story/2000134472004/sollen-wir-gesetze-gendern
https://www.verbformen.de/deklination/substantive/Student.htm
3 thoughts on “Gender(wah)n: Sprache im politisch korrekten Zangengriff”
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